Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Paul Frank Paul August Frank

(30.10.1878 Hamburg - 19.5.1951 Hamburg)
Architekt
Graumannsweg 24 (Wohnort 1946)
Frankring, Volksdorf (1957) benannt nach den Brüdern Hermann Frank (31.8.1871 Hamburg – 16.11.1941 Hamburg), Unternehmer, und Paul August Frank (30.10.1878-19.5.1951), Architekt


Der Historiker David Templin verfasste in seiner wissenschaftlichen Untersuchung zur NS-Belastung von Straßennamen einen Bericht über Paul Frank, der im Folgenden wiedergegeben werden soll:

„Paul Frank wurde im Oktober 1878 als Sohn eines Fabrikanten in Hamburg geboren. Er besuchte das Matthias-Claudius-Realgymnasium in Wandsbek, absolvierte eine handwerkliche Lehre und studierte an der Landeskunstschule Hamburg. 1912 gründete er eine Spezialbaufirma, die rasch expandierte. Frank machte sich mit mehreren technischen Erfindungen einen Namen, etwa einem Patent zur Veredelung von Geigen. 1913 gründete er ein Architekturbüro, in dessen Rahmen er zusammen mit seinem Bruder Hermann Frank (1871-1941) u.a. an den wohnungsreformerischen Gartenstadt-Projekten in Wandsbek (1910-14) und am Steenkamp (1914-26) beteiligt war.
1925 gründete er mit seinem Bruder ein eigenes Wohnungsunternehmen, das sich auf den Kleinwohnungsbau für einkommensschwache Bevölkerungsschichten spezialisierte: die ‚Gemeinnützige Kleinhausbau-Gesellschaft mbH‘, später umbenannt in ‚Siedlungsbau-Gesellschaft Hermann und Paul Frank‘. Während Hermann Frank die kaufmännischen und technischen Aufgaben übernahm, war Paul Frank primär mit Architektur und Planung beschäftigt. Nach Paul Franks Entwurf wurde 1927 das erste Laubenganghaus in Deutschland gebaut – ein neuer Typus, der auch international Bekanntheit erlangte. Zum Bau von Laubenganghäusern an der Jarrestraße gründeten die Brüder 1928 die Gesellschaft ‚Rationell‘, zwischen 1927 und 1931 errichteten sie ein Frauenwohnheim. Frank gewann in den 1920er Jahren eine Reihe städtebaulicher Wettbewerbe, die ihm Dirk Schubert zufolge zum Ruf verhalfen, einer der ‚renommiertesten deutschen Wohnungsbauarchitekten‘ zu sein.

Politisch war Paul Frank vor 1933 Mitglied der nationalliberalen Deutschen Volkspartei (DVP), auf Parteiversammlungen hielt er Vorträge über Fragen des Städtebaus. Zudem war er Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft. Das Wohnungsunternehmen der Franks sah sich 1932 mit einem kommunistisch dominierten Mieterstreik konfrontiert, bei dem die Brüder als ‚Hauspaschas‘ und ‚gewissenlose Schröpfer‘ attackiert wurden. Der Konflikt endete mit etlichen Räumungsurteilen. Hermann Frank hatte bereits um 1918 wohnungsreformerische mit großstadtfeindlichen und national-völkischen Ideen verbunden, wenn er die Idee der ‚Heimstätten‘ als Maßnahme gegen die ‚Degenerationserscheinungen in unserem Volksleben‘ und zur Stärkung der ‚sittlichen Triebkräfte im deutschen Volk‘ stark machte. Zur Rolle im Nationalsozialismus. Laut eigenen Angaben in der Entnazifizierung beantragte Paul Frank zum 1. Mai 1933 die Mitgliedschaft in der NSDAP, wurde aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einer Freimaurerloge jedoch abgelehnt. Widerspruch legte er nicht ein. 1937 trat er der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und dem NS-Bund deutscher Technik bei. Als Architekt war er zudem Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Seit dem Herbst 1933 bemühten sich die Gebrüder Frank, die Versprechungen des NS-Regimes in der Wohnungspolitik für eigene Interesse zu nutzen. Hermann Frank schlug Reichsstatthalter Karl Kaufmann im Oktober 1933 den Bau einer Siedlung für Arbeitslose vor; im Dezember reichte er eine Denkschrift zum Bau der ‚Siedlung Sonnenhall‘ ein, die eine Mischung aus völkisch-nationalsozialistischen (‚Führerprinzip‘) und utopisch-wohnungsreformerischen Gedanken enthielt, in der Hamburger Verwaltung aber reserviert bis ablehnend aufgenommen wurde. Ein Jahr später reichte Hermann Frank eine neue Denkschrift ein, die den Bau einer Kleinhaussiedlung vorsah und positiver aufgenommen wurde. 1935 begann die Siedlungsbau GmbH mit dem Bau der Gartenstadt Klein Borstel, der sogenannten Frank ́schen Siedlung, die 1939 fertiggestellt wurde. Mit 547 Häusern (geplant waren 2.000) war sie zu dieser Zeit die größte geschlossene Einfamilienhausanlage der Stadt. Der Bau der Siedlung stieß auf wütende Proteste von Anwohner/innen, die um den Wert ihrer Grundstücke fürchteten, die Franks in die Nähe des ‚Marxismus‘ und ‚Bolschewismus‘ rückten und angebliche Spekulationsinteressen oder die ‚jüdisch anmutende‘ Werbung der Gesellschaft attackierten. In einer Propagandaschrift für die Siedlung stellte Hermann Frank das Projekt in den Zusammenhang nationalsozialistischer und bevölkerungspolitischer Ideen und hetzte dabei gegen die ‚jüdisch eingestellte Stadtverwaltung‘ vor 1933 unter den ‚Juden Senator Kohn und Staatsrat Dr. Lippmann‘. Kritiker/innen sprachen von einem ‚Negerdorf‘ und neuem ‚Gängeviertel‘. Mit einer Broschüre, die auf einer Bewohnerumfrage basierte, versuchten die Gebrüder Frank dieser Kritik entgegenzuwirken; zudem griffen sie zu juristischen Mitteln. Für die Hamburger NSDAP war der Bau der Siedlung propagandistisch wertvoll, da sie sich wohnungspolitisch als Interessenvertretung ‚breiter Schichten der Bevölkerung‘ inszenieren konnte. Bei Richtfesten waren Parteivertreter anwesend, 1937 schloss Paul Frank seine Rede auf dem Richtfest ‚mit dem Führer-Gedenken‘. Paul Frank beteiligte sich in den 1930er Jahren an weiteren Wettbewerben, 1934 etwa am Ideenwettbewerb für eine Kongresshalle auf dem Heiligengeistfeld (dritter Preis) und 1941 am Wettbewerb für bombensichere Luftschutzbauten (zweiter Preis). Hermann Frank verfasste in den 1930er Jahren mehrere Denkschriften zum Wohnungsbau, in denen er sich positiv auf den Nationalsozialismus bezog. Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges begann das Wohnungsunternehmen 1939 im Auftrag der Kriegsmarine ein weiteres großes Siedlungsprojekt in Kiel-Elmschenhagen, bei dem Wohnungen für Marineangehörige sowie Läden und ein HJ-Heim gebaut wurden. Zum Militär wurde Paul Frank nicht mehr eingezogen. 1940 wurde er von der Deutschen Akademie für Bauforschung geehrt und als Mitglied aufgenommen. 1941 verstarb sein Bruder Hermann. In den letzten Kriegsjahren scheint Franks Einkommen gesunken zu sein. Während er für 1942 noch ein jährliches Einkommen von knapp 20.000 RM angab, vermerkte er für 1944 einen Verlust in Höhe von 6.000 RM. Seit September 1943 war er nebenamtlich für die Hamburger Bauverwaltung tätig und als ‚Vertrauensarchitekt‘ dem Gauwohnungskommissar für Aufgaben des Werkswohnungsbaus unterstellt.

Zur Biographie nach 1945
Entnazifizierungsausschüsse und Militärregierung sahen im August 1946 – vermutlich vor allem aufgrund seiner fehlenden formalen Belastung – keinen Anlass, gegen Frank vorzugehen. Im gleichen Jahr war er an der Gründung des Verbandes Freier Wohnungsunternehmen e.V. beteiligt und wurde als Kandidat der FDP in die Hamburger Bürgerschaft gewählt. Dort arbeitete er in der Baudeputation mit. Gegen Ende der 1940er Jahre wurde er in der Hamburger Freien Presse als ‚Pionier des modernen Kleinwohnungsbaus‘ gelobt. Den Bau der Grindelhochhäuser kritisierte er 1949 in der Bürgerschaft als ‚unrentabel‘ und forderte stattdessen Wohnungsbau ‚in vernünftiger Höhe‘. Im Mai 1951 starb Paul Frank. Im selben Jahr entstand nach seinen Plänen die Gartenstadt Bramfeld. 1957 wurde der Frankring in Hamburg-Volksdorf nach Paul und Hermann Frank benannt. Das Wohnungsunternehmen Frank, nach dem Tod der Brüder von Hermann Franks Sohn Fritz-Hermann Frank übernommen, besteht noch heute. (…).“ 1)