Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Otto Westphal Prof. Dr. Otto Westphal

(18. Februar 1891 Hamburg - 15. Februar 1950)
Historiker
Adresse: Heimhuder Straße 10 (1935)
Wirkungsstätte: Universität Hamburg, Historisches Seminar, Klopstockstraße 33 (heute Warburgstraße)


Westphal hatte das Johanneum absolviert und 1917 sein Geschichtsstudium – nach Stationen in Freiburg, Berlin und München - mit Promotion abgeschlossen. 1923 hatte er sich in Hamburg habilitiert und war danach Privatdozent. Ab 1930 war er beauftragt die Geschichte der Universität Göttingen anlässlich des 200jährigen Jubiläums zu verfassen. Westphal stand dem parlamentarischen Regierungssystem ablehnend gegenüber und unterstützte völkische, konservative Ideen. Seine Veröffentlichungen waren u.a. von dem Gedanken der zentralen Führerpersönlichkeit und einer ausgeprägten Bismarck-Verehrung sowie der Ablehnung des Liberalismus gekennzeichnet.
Nach der Matchübertragung an die Nationalsozialisten trat Westphal am 29. April 1933 der NSDAP bei. Am 6. September 1933 wurde er auf den freiwerdenden Lehrstuhl für mittelalterliche und neuere Geschichte an die Universität Hamburg berufen. Westphal hatte sich bis dato nicht mit mittelalterliche Geschichte beschäftigt, war aber mit dem Historiker und späteren Rektor der Universität Hamburg Adolf Rein, der zu diesem Zeitpunkt in der Hochschulbehörde tätig war, eng befreundet. Im November 1933 unterzeichnete Westphal das „Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischem Staat“. Reins Konzept der „politischen Universität“ war im Austausch mit Westphal entstanden, der sich ebenfalls sehr für die Umsetzung, de facto „Gleichschaltung“ der Universität engagierte. In einem Artikel Westphals hieß es, dass die Dozenten in einer nationalsozialistischen Hochschule Soldaten und Arbeiter des Nationalsozialismus wären. Am 25. Januar 1934 wurde er zum Dekan der „politischen Fachgemeinschaft“ ernannt und stand mit Adolf Rein an der Spitze der Universität. Ab dem 1. April 1936 übernahm Westphal die Vertretung von Hans Rothfels an der Universität Königsberg, da dieser aufgrund seiner jüdischen Herkunft entlassen worden war. Im Oktober 1936 wurde er wegen des Vorwurfs gegen den Paragraphen 175 – Homosexuelle Handlungen – verstoßen zu haben, aus seinem Amt entlassen. Vor dem Schnell-Schöffengericht wurde Westphal aus Mangel an Beweisen freigesprochen, das Disziplinarverfahren der Landesbehörde Hamburg wurde dennoch angestrebt, so dass Westphal sich im September 1937 für eine Entlassung ohne Titel, Gehalt und Pension entschied. Er lebte danach in Berlin und veröffentlichte 1941 „Das Reich. Aufgang und Vollendung“. „In der Verbindung von Rassenlehre und Reichsmythos ist es wahrscheinlich das wichtigste Manifest nationalsozialistischer Geschichtsideologie, das von einem professionellen Historiker verfaßt wurde“. (Peter Borowsky: Geschichtswissenschaft an der Hamburger Universität 1933 bis 1945, in: Krause/ Huber/ Fischer (Hg.): Hochschulalltag im „Dritten Reich“, Berlin/ Hamburg 1991, S. 537-588, S. 553.)
Text: Katharina Tenti