Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Bruno Streckenbach

(7. Februar 1902 Hamburg - 28. Oktober 1977 Hamburg)
Leiter der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) Hamburg, SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei, später der Waffen-SS
Adresse: Hochallee 122 (1935)
Wirkungsstätte: Stadthaus, Geheime Staatspolizei Stadthausbrücke 8/ Sitz des Inspekteurs der Sicherheitspolizei Stadthausbrücke 8, später Wilhelm-Straße 46


Streckenbach war von Beruf Kaufmann und Gründungsmitglied des Norddeutschen Heimatbundes 1919, aus dem später der sogenannte „Wehrwolf. Bund deutscher Männer e.V.“ hervorging. Am 1. Oktober 1930 trat er in die NSDAP ein und schloss sich kurze Zeit später der SA an. Im August 1931 wurde er zudem Angehöriger der SS. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten übernahm Streckenbach im Oktober 1933 die Leitung der Hamburger Staatspolizei, die 1935 Geheime Staatspolizei (Gestapo) umbenannt wurde. Am 1. Februar 1938 wurde er zudem Regierungsdirektor und Inspekteur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (SD) für den Wehrkreis X (Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover mit Hauptquartier Hamburg) und war für die Kriminal und Geheime Staatspolizei in Norddeutschland zuständig.

Mit Beginn des Krieges im September 1939 verließ Streckenbach Hamburg und leitete eine der fünf Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD in Polen. Diese Einsatzgruppen hatten den Auftrag hinter der Frontlinie vermeintliche Widerständler sowie politische Eliten, Juden etc. zu erschießen bzw. zu verhaften. Ab November 1939 war er Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Krakau und zuständig für das Generalgouvernement. In dieser Funktion war er für weitere Morde, Verhaftungen und Folter verantwortlich. Im Juni 1940 wurde er Amtschef I (Organisation, Verwaltung und Recht, ab März 1941 Personal) des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in Berlin. Streckenbach war hier maßgeblich an der Organisation des nationalistischen Völkermordes sowie an der Organisation des Krieges gegen die Sowjetunion beteiligt. Zum Jahreswechsel 1942/43 ließ Streckenbach sich zur Waffen SS versetzen. 1945 wurde er in Kurland von der Roten Armee gefangen genommen. In Moskau wurde er zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt, im Rahmen der Gefangenenfreilassungen der Bundesrepublik kam er im Jahr 1955 zurück nach Hamburg. Zu diesem Zeitpunkt war die Entnazifizierung bereits abgeschlossen und die gegen ihn in Hamburg vorliegenden Anzeigen verjährt. Bis zu seiner Rente 1969 war er als kaufmännischer Angestellter der Ottenser Eisenwerke (Schlieker Werft) in Hamburg tätig. In den 1970er Jahren wurden erneut mehrere Anzeigen wegen brutalen Misshandlungen, die er in der NS-Zeit begangen hatte, gegen ihn erstattet. 1973 wurde Anklage wegen Mordes an mindestens einer Million Menschen gegen Streckenbach erhoben. Ein Jahr später stellte das Oberlandesgericht Hamburg das Ermittlungsverfahren wegen einer Kreislaufschwäche Streckenbachs ein.

Text: Katharina Tenti

Siehe zu Bruno Streckenbach auch in dem Aufsatz von Joachim Szodrzynski zum Thema Entnazifizierung hier in der Täterdatenbank auf Seite 21f. www.hamburg.de/contentblob/4462240/data/aufsatz-szodrzynski.pdf