Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Fritz Martini

(5. September 1909 Magdeburg - 5. Juli 1991 Stuttgart)
Germanist
Adresse: Goethstraße 4 (1940)
Wirkungsstätte: Literaturwissenschaftliches Seminar der Universität Hamburg, Bornplatz 1-3 (heute Joseph-Carlebach-Platz)


Nach dem Abitur studierte Martini Germanistik, Anglistik, Geschichte und Philosophie in Zürich, Graz und Grenoble. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten trat er am 1. Mai 1933 in die NSDAP ein und engagierte sich in seiner Ortsgruppe u.a. mit Schulungsvorträgen. Zudem wurde er Mitglied im NS-Dozentenbund, in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und unterstützte die SA. Im Semester 1933/1934 war er Assistent am Germanistischen Seminar in Berlin und promovierte 1934. Danach wurde er Leiter der wissenschaftlichen Abteilung des Verlages „Volksverband der Bücherfreunde“. Seine Veröffentlichungen, wie beispielsweise die Studie „Germanische Heldensage“, die 1935 erschien, können „als geradezu paradigmatische Genese einer Anpassung“ gelesen werden. (Beck/Krogoll: Literaturwissenschaft im „Dritten Reich“, in: Krause/ Huber/ Fischer (Hg.): Hochschulalltag im „Dritten Reich“, Berlin/ Hamburg 1991, S.705-735, 716.) 1936 ging Martini nach Kiel mit dem Ziel dort seine Habilitation zu verfassen. Er erhielt ab 1937 ein Stipendium des Reichserziehungsministeriums zur „Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“. Zudem nahm er an einem NS-Dozentenlager teil, was als Voraussetzung einer Dozentur galt. 1938 lehnte die Universität Kiel die Annahme seiner Habilitationsschrift aufgrund von inhaltlichen und formalen Bedenken ab. Martini, reichte nach einer Überarbeitungszeitarbeitete seine Arbeit mit der Erlaubnis des Reichserziehungsministers im Jahr 1939 an der Universität Hamburg ein, die das Verfahren zur Habilitation einleitete. Kurzzeitig war als Assistent bei Robert Petsch beschäftigt und gab Seminare an der Universität Hamburg. Martini wurde 1940 als Gefreiter bei der Infanterie zum Kriegsdienst eingezogen. 1943 wurde er zum außerordentlichen Professor an der Technischen Universität Stuttgart ernannt und hatte diese Stelle auch in der Nachkriegszeit inne. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte er eine Karriere als Literaturwissenschaftler, der Gastprofessuren in den USA und vielen europäischen Ländern wahrnahm.

Text: Katharina Tenti