Robert Petsch
(4. Juni 1875 Berlin - 10. September 1945 Hamburg)
Germanist
Adresse: Mittelweg 45 (1933)
Wirkungsstätte: Direktor des Literaturwissenschaftlichen Seminars der Universität Hamburg, Bornplatz 1-3 (heute Joseph-Carlebach-Platz)
Petsch hatte in Berlin Germanistik studiert und in Würzburg 1898 promoviert. 1904 habilitierte er sich in Heidelberg und erhielt dort 1907 eine außerordentliche Professur. Von 1911 bis 1914 war er als ordentlicher Professor in Liverpool tätig. Bis er einen Ruf an die Königliche Akademie zu Posen erhielt. Im Jahr 1919 kam er an die neugegründete Universität Hamburg und wurde Direktor des Literaturwissenschaftlichen Seminars, 1923 erhielt er eine ordentliche Professur. Er begründete die Allgemeine Literaturwissenschaft mit, die ihren Fokus mehr auf Form- und Stilgeschichte der Literatur legt. In seinen Forschungen befasste er sich mit Lessing und Goethe. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten gehörte Petsch im November 1933 zu den Mitunterzeichnern des „Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“. In seinen Veröffentlichungen im Inland verwendete er Begriffe wie „Volksgemeinschaft“ und „Rasse“, während er in Publikationen im Ausland auf diese Sprache auffälligerweise verzichtete. In der „Vierteljahresschrift der Goethe Gesellschaft“ erschien 1936 beispielsweise ein Essay von Petsch mit dem Titel „Nordisches und Südliches in Goethes Faust“. Im Jahr 1937 trat er der NSDAP bei. In den 1930er und 1940er Jahren verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zusehends, so dass er sich 1940 kurzzeitig an der Universität vertreten ließ und ab 1944 seine Lehre auf ein Minimum reduzierte. Petsch starb kurz nach Kriegsende am 10.9.1945. „Robert Petsch – keiner, der im ‚Dritten Reich‘ Karriere machte, wohl aber einer der Germanisten, die sich nun endlich auf der Höhe der Zeit glaubten, im Konsens mit der Macht, die ihre Sprache sprach.“ (Beck/Krogoll: Literaturwissenschaft im „Dritten Reich“, in: Krause/ Huber/ Fischer (Hg.): Hochschulalltag im „Dritten Reich“, Berlin/ Hamburg 1991, S.705-735, 714f.)
Text: Katharina Tenti