Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Albert Schweim

(7. Oktober 1902 Husum - 15. Oktober 1975 Schwerte)
Kriminalkommissar
Adresse: Zesenstraße 11 (1941)
Wirkungsstätte: Geheime Staatspolizei, Stadthausbrücke 8, ab Sommer 1943 Umzug der Abteilung ins ehemalige jüdisches Gemeindehaus, Rothenbaumchaussee 38


Schweim war zu jung, um sich als Soldat am Ersten Weltkrieg beteiligen zu können. 1919 schloss er sich als vermeintlich „zu spät Gekommener“ einem paramilitärischen Freikorps an. Danach arbeitete er auf verschiedenen Zechen im Ruhrgebiet und trat der NSDAP bei. 1930 wurde er zudem SS-Mitglied und durch den Nachrichtendienst der NSDAP mit der Beobachtung kommunistischer Organisationen im Ruhrgebiet beauftragt. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde Schweim bei der politischen Polizei in Essen eingestellt und schon bald zum Kriminalkommissar befördert. Er war u. a. für die Stapoleitstelle in Düsseldorf tätig, bevor er Anfang 1941 nach Hamburg versetzt wurde. In Hamburg übernahm Schweim die Leitung des „Ausländerreferats“ (Sachgebiet II E2) der Gestapo. In seinem Verantwortungsbereich lag die Überwachung der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Dafür hielt Schweim Kontakt mit den einzelnen Betrieben, den Lagerleitungen und den Gestapospitzeln. Ziel war es, die Einhaltung der Anordnungen bzgl. der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sicherzustellen. So wurde jeder Versuch, Verbesserungen für die Zwangsarbeit Leistenden zu erwirken seitens der Gestapo teilweise gewalttätig geahndet. Schweim selbst ordnete auch Exekutionen an, wie beispielsweise in dem Lager der Deutschen Arbeitsfront in der Lederstraße in Hamburg-Stellingen. 1944 wurde er nach Lüneburg versetzt.

Nach Kriegsende wurde Schweim durch britische Truppen verhaftet und interniert. 1946 konnte er aus der Haft entkommen und lebte unter falschem Namen in Dortmund. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelte gegen Schweim, zunächst erfolglos. In den 1950er Jahren wurde er für tot erklärt, auch seine Ehefrau ließ ihn vergeblich suchen. Doch im Jahr 1974 konnte Schweim gefunden und verhaftet werden, das Ermittlungsverfahren wurde aufgrund von „Verhandlungsunfähigkeit“ noch im selben Jahr eingestellt.

Text: Katharina Tenti