Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Gerhard Kreyenberg Dr. Gerhard Kreyenberg

(30. Juni 1899 Hamburg - 15. Oktober 1996 ebenda)
Leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor der Alsterdorfer Anstalten.
Adresse: Adolf-Hitler-Straße 143 (heute Bebelallee)
Wirkungsstätte: Alsterdorfer Anstalten, Alsterdorfer Straße 440


Anfang Januar 1928 kam Kreyenberg als Assistenzarzt zu den Alsterdorfer Anstalten und wurde dort im April 1931 leitender Oberarzt. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 trat er der NSDAP ein und wurde bei der SA Sanitäts-Sturmführer. Ab 1936 gehörte er dem Vorstand der Alsterdorfer Anstalten an und war von 1938 bis 1945 Stellvertreter des Direktors Friedrich Lensch.

Ähnlich wie Lensch sah er die Bewohnerinnen und Bewohner der Alsterdorfer Anstalten als „erbbiologisch minderwertig“ an und begrüßte daher das 1933 eingeführte „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“. In Alsterdorf wurden in den folgenden Jahren Massensterilisationen durchgeführt. Kreyenberg war darüber hinaus Gutachter und Beisitzer beim Erbgesundheitsgericht in Hamburg.

Im Rahmen der sog. „Aktion T 4“ der NS-Euthanasie ab 1941 war Kreyenberg durch seine Unterschriften auf Meldebögen für „Verlegungen“ der Bewohnerinnen und Bewohner in andere Einrichtungen, wo diese umgebracht wurden, verantwortlich.

Im August 1945 erhielt Kreyenberg ein Berufsverbot als Arzt und musste seinen Posten bei den Alsterdorfer Anstalten räumen. Im Jahr 1948 erstritt er vor Gericht mittels entlastender Zeugenaussagen erfolgreich seine Wiederzulassung als Arzt. Ab 1952 führte er eine Arztpraxis in Hamburg-Alsterdorf.

Ein Ermittlungsverfahren wegen Beihilfe zum Mord im Rahmen der NS-Euthanasie gegen Kreyenberg wurde 1970 durch die Staatsanwaltschaft Hamburg eingestellt. Kreyenberg war von 1962 bis 1971 Vorsitzender der Deutschen Exlibris-Gesellschaft und erhielt 1989 die Walter-von.-Zur-Westen-Medaille verliehen.

Text: Katharina Tenti

Siehe dazu auch in dem Buch "Stolpersteine in Hamburg Altona", aktualisierte Auflage Hamburg 2015 von Birgit Gewehr: Günter Brenneisen (Seite 316) und Rolf Haubenreisser (Seite 347f.)
Das Buch ist erhältlich in der Landeszentrale für politische Bildung.