Wilhelm Tegeler
(12.5.1902 - 1.7.1969)
Senatssyndikus, NSDAP-Kreisleiter
Adresse: Tornquistraße 35 (1934), Klopstockstraße 34 (ab 1938)
Wirkungsstätte: NSDAP-Kreis Eimsbüttel Nord, Müggenkampstraße 76
Fuhlsbüttler Straße 756, Ohlsdorfer Friedhof, Grablage: Q 8, 378
Tegeler war nach einer kaufmännischen Lehre zuletzt als Prokurist in einer Zigarettenfirma tätig, bevor er 1929 arbeitslos wurde. Er lebte danach von Gelegenheitsarbeiten und trat 1929 der NSDAP bei. Von 1932 bis 1937 war er NSDAP-Kreisleiter im Stadtteil Eimsbüttel Nord.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Tegeler in die Hamburger Verwaltung eingestellt. Im Laufe der Jahre übernahm er die verschiedensten Verwaltungsposten bis er schließlich Senatssyndikus wurde. Die formalen Voraussetzungen für diese Positionen waren bei Tegeler nicht gegeben. Als Ausbildung konnte er nur vorweisen: Volksschulabschluss und kaufmännische Lehre sowie anschließende kaufmännische Tätigkeit. Uwe Lohalm schreibt über den Werdegang von Tegeler: 1932 arbeitslos geworden, wurde er 1933 zunächst mit einem Privatdienstvertrag in die Hamburger Verwaltung eingeschleust und machte dort entsprechend seinen Parteiämtern Karriere. Seit Januar 1934 Leiter der Hamburger Kameradschaften des Arbeitsbeschaffungswesens, wurde er im Juni 1935 nach deren Übernahme durch die Fürsorgebehörde nun bereits als Regierungsrat dem Präsidenten der Behörde für Technik und Arbeit beigegeben. 1936 war er Regierungsrat im Arbeitsbeschaffungsamt, seit Januar 1938 leitete er als Obersenatsrat das neu geschaffene Wohnwirtschafts- und Siedlungsamt, wurde Ende 1939 zum Senatsdirektor befördert und im Januar 1942 zum Senatssyndikus. Schließlich wurde er Beigeordneter für die Bauverwaltung und übernahm im April 1944 das Amt für den kriegswichtigen Einsatz. Daneben diente er Kaufmann in zahlreichen zusätzlichen Funktionen als Leiter von Sonderdienststellen, u. a. als Bevollmächtigter des Reichskommissars für die Seeschiffahrt oder als Gebietsbeauftragter des Generalbevollmächtigten für die Regelung der Bauwirtschaft im Wehrkreis X. In der SA avancierte er 1943 zum Standartenführer." [1]
Berichten zufolge war Tegelers Lebens- und auch Führungsstil ausufernd und skrupellos. In den Jahren 1936/37 wurden NSDAP-interne Beschwerden gegen Tegeler erhoben und es kam zu Parteigerichtsverfahren. Zudem musste sich Tegeler des Öfteren wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung verantworten. Gedeckt wurde Tegelers Verhalten durch Karl Kaufmann persönlich, zu dessen Günstlingen Tegeler gehörte. In den letzten Kriegsjahren war Tegeler im Bau- und Wohnungswesen eingesetzt, u.a. als Generalbeauftragter für das Bauwesen und als Leiter des Amtes für kriegswichtigen Einsatz. Im Rahmen seiner Tätigkeit in der Bauverwaltung forderte Tegeler KZ-Häftlinge aus Neuengamme an, die auf dem Gelände von Planten und Blomen Zementsteine herstellen mussten. Darüber hinaus war er an der Koordination von Zwangsarbeitereinsätzen in Hamburg beteiligt.
Kurz nach Kriegsende wurde Tegeler im Mai 1945 durch die britische Militärpolizei verhaftet und interniert. Im Rahmen der Entnazifizierung wurde er zunächst in Kategorie III als "minderbelastet" eingestuft, später aber als "Mitläufer" entlastet. Nachdem Tegeler zunächst in Schleswig-Holstein lebte, kam er in den 1950er Jahren zurück nach Hamburg, bezog als ehemaliger Beamter eine Pension und war Mitinhaber von zwei Firmen. Er lebte bis in die 1970er Jahre in Harvestehude.
Text: Katharina Tenti und Rita Bake