Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Walter Gloy

(9. Februar 1886 Hamburg – 8. August 1953 Hamburg)
Oberhafenmeister, NSDAP Kreisleiter
Adresse: Heinrich-Barth-Straße 32 (1933), Beim Schlump 52 (1935), Gustav-Falke-Straße 4 (1937)
Wirkungsstätte: NSDAP Kreis Rotherbaum


Gloy war Seemann von Beruf und zum Schiffsoffizier aufgestiegen. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil, in dem er bei der Marine im Vorposten-, Minen- und Unterseebootsdienst eingesetzt wurde. Nach der Auslieferung der deutschen Handelsflotte wurde Gloy 1919 arbeitslos und übernahm Gelegenheitstätigkeiten im Hafen. 1925 trat er in die NSDAP ein und leitete bis 1931 die Ortsgruppe Rotherbaum. Mit den Wahlen am 27. September 1931 wurde er Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, Kreisleiter der NSDAP in Rotherbaum. Die Kreisleiter waren NS-Parteifunktionäre, die dem Gauleiter unterstellt waren und eine Dienstelle mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern leiteten. Zudem arbeiteten sie in Bezug auf die Durchsetzung der NS-Rassenpolitik „vor Ort“ eng mit der Gestapo zusammen. Gloy wurde im selben Jahr zum Hafenmeister und ein Jahr später zum Oberhafenmeister benannt und bekam den Titel Staatsrat verliehen. Ab 1936 saß Gloy als Abgeordneter im nationalsozialistischen Reichstag in Berlin. Mit der Zusammenlegung der NSDAP Kreise Harvestehude-Rotherbaum, zu dem auch Eimsbüttel zählte, wurde Gloy 1937 zum hauptamtlichen Kreisleiter ernannt. Gloy, der in seinem „Judenkreis“ – wie er sein Kreisgebiet selbst nannte, als fanatischer Antisemit auftrat, leitete Denunziationen an die Gestapo weiter. Nach den Luftangriffen auf Hamburg im Sommer 1943 wurde er Gaubeauftragter für die Betreuung der evakuierten Hamburgerinnen und Hamburger in Schleswig-Holstein.

Nach Kriegsende wurde Gloy durch die britische Militärpolizei verhaftet und bis August 1946 interniert. Durch ein Spruchgericht in Bergedorf wurde er 1949 zu 1,5 Jahren Gefängnishaft verurteilt, die aber bereits durch die Internierungszeit als verbüßt galt. Vergeblich versuchte Gloy eine Pension als Oberhafenmeister a. D. zu erhalten.

Text: Katharina Tenti