Ernst Nauck Prof. Dr. Ernst Georg Nauck
(6. März 1897 St. Petersburg - 18. Oktober 1967 Benidorm)
Tropenmediziner
Adresse: Klopstockstraße 7 (1943)
Wirkungsstätte: Hamburger Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten, Bernhard-Nocht-Straße 74
Nauck machte sein Abitur in St. Petersburg und ging, vor Beginn des Ersten Weltkriegs, nach Deutschland. Ab 1914 studierte er Medizin an den Universitäten Leipzig und Greifswald und schloss 1921 mit einer Promotion ab. Danach war er als Assistent in einem städtischen Berliner Krankenhaus beschäftigt, bevor er auf einer Expeditionsreise in Hunger und Seuchengebiete Russlands, organisiert vom Deutschen Roten Kreuz, den Hamburger Tropeninstitutsleiter Peter Mühlens kennenlernte. Nauck wurde von April 1923 bis Oktober 1924 in der Bakteriologischen Abteilung des Tropeninstituts in Hamburg tätig und ging danach für längere Forschungsaufenthalte ins Ausland, wir z. B. nach China (1924–1927), Costa Rica (1927–1929) und Transkaukasien (1931). Im Jahr 1933 habilitierte Nauck sich im Fach Tropenmedizin an der Universität Hamburg und unterzeichnete nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im November 1933 das „Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“. Ein Jahr später wurde er zum außerordentlichen Professor an der Universität Hamburg ernannt und unterstützte ab 1934 die SA. Zwischen 1936 und 1938 unternahm Nauck weitere Forschungen zu Siedlungsfragen in Lateinamerika, die eine kolonialrevisionistische Zielsetzung hatten. Im Jahr 1937 trat er der NSDAP sowie dem NS-Lehrerbund und dem NS-Dozentenbund bei.
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs baute das Tropeninstitut in Hamburg einen Forschungsschwerpunkt im Bereich Fleckentyphus auf. Die Leitung dieser neuen Abteilung wurde Nauck übertragen und 1940 nach Warschau in das dortige staatliche Institut für Hygiene verlegt. Nauck rechtfertigte mit pseudowissenschaftlichen Begründungen, in dem er Krankheiten und Rassen in Verbindung setzte die Ghettoisierung der Warschauer Juden: „In den stark mit Juden durchsetzten Gebieten […] hielt sich das Fleckfieber auf das härteste.“ Daher müsse die „Abriegelung der jüdischen Wohnviertel“ erfolgen. (zitiert nach Bussche: Die Hamburger Universitätsmedizin im Nationalsozialismus, Berlin/Hamburg 2014, S. 271.) Zudem soll Nauck Medikamente der I. G. Farben an Fleckfieberpatienten in Warschauer Krankenhäuser ausprobiert haben. In den Jahren 1942/43 war er als Beratender Hygieniker der Marine-Sanitätsinspektion in der Ukraine, auf der Krim und im Kaukasus tätig. Nach dem Tod von Peter Mühlens im Oktober 1943 wurde er zum kommissarischen Direktor des Hamburger Tropeninstituts ernannt, ab 1944 übernahm er vertretungsweise auch die ordentliche Professur für Tropenmedizin an der Universität Hamburg.
Nach seiner Entnazifizierung wurde Nauck im Dezember 1947 offiziell zum Institutsdirektor und zum ordentlichen Professor ernannt. 1953/54 war er Dekan der Medizinischen Fakultät Hamburg. 1958/59 wurde er zum Rektor der Hamburger Universität gewählt. Er trat häufig als Repräsentant der deutschen medizinischen Wissenschaft bei internationalen Fachtagungen und Konferenzen im Ausland auf. Der Historiker Stefan Wulf urteilt über Naucks Karriere: „N[auck]s Lebenswerk als Tropenmediziner ist außergewöhnlich, der Wert seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen unzweifelhaft. Seine Anpassung jedoch an die Bedingungen der Nazidiktatur ist die Kehrseite einer äußerlich glänzenden Wissenschaftlerkarriere.“(Stefan Wulf: "Nauck, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 759 f.)
Text: Katharina Tenti