Peter Mühlens Prof. Dr. Peter Mühlens
(12. Mai 1874 Bonn – 7. Juni 1943 Hamburg)
Hygieniker
Adresse: Haynstraße 2/4 (1933-1943)
Wirkungsstätte: Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten Bernhard-Nocht-Straße 74
Fuhlsbüttler Straße 756, bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Prominentenliste, Grab: Z 26, 234-235
Von 1945 bis 1996: Peter-Mühlens-Weg in Hamburg Langenhorn: umbenannt 1996 in: Agnes-Gierck-Weg
Mühlens war Hygieniker und seit 1925 Honorarprofessor sowie Abteilungsleiter am Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg. 1933 trat er dem NS Lehrerbund bei und bekannte sich mit seiner Unterschrift im selben Jahr zu dem NS-Regime, in dem er zu den Unterzeichnern des „Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“ gehörte. 1934 wurde Mühlens Institutsdirektor und ordentlicher Professor für Tropenmedizin an der Universität Hamburg. Er unternahm Versuche mit dem Malaria-Präparat Plasmochin an Kranken im Krankenhaus Friedrichsberg und im Tropeninstitut in deren Folge die Versuchspersonen an Nervenlähmungen litten. Im Jahr 1936 wurde er Vorsitzender der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft und ein Jahr später trat er der NSDAP bei. Von 1938 bis 1940 war Mühlens Dekan der Medizinischen Fakultät. Mit Beginn des Krieges richtete das Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten eine Flecktyphusabteilung ein, die bald nach Warschau verlegt wurde, um dort die angeblich Ursache (u.a. Warschauer Ghetto) besser bekämpfen zu können.1940 wurde Mühlens zudem Präsident der neuen Kolonialärztlichen Akademie der NSDAP. Die im Dezember 1941 ausgebrochene Fleckfieberepidemie im KZ Neuengamme nutzte Mühlens um „Behandlungsversuche“ mit Fleckfieberpräparaten der I. G. Farben an KZ Häftlingen durchzuführen. Seinen Bedarf, medizinische Experimente mit Menschen zu machen, verdeutlicht Mühlens u. a. in einem Schreiben an Wolfram Sievers, Reichsgeschäftsführer der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V.: „Auch die von mir im Tropeninstitut eingerichtete Fleckfieber-Forschungsstation braucht Material von frischen Fällen. Ohne solche Arbeitsfelder mit Kranken können die im Laboratorium (bei Versuchstieren u. a.) erzielten Forschungsergebnisse nicht praktisch ausgewertet werden.“ (zitiert nach Klee, Personenlexikon, Frankfurt a.M. 2011, S. 418) Mühlens starb 1943 in Hamburg.
1945 wurde in Hamburg eine Straße nach dem ehemaligen Leiter des Hamburger Tropeninstituts, im Stadtteil Langenhorn (Peter-Mühlens-Weg) benannt. In den 1990er Jahren deckten historische Forschungen zur Geschichte des Nationalsozialismus auf, dass Mühlens sowohl in seiner Stellung als Institutsdirektor als auch als praktisch tätiger Arzt an medizinischen Experimenten beteiligt gewesen war. 1996 wurde der Peter-Mühlens-Weg nach der Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, Agnes Gierck, umbenannt. Mit dieser Umbenennung soll, wie das damalige SPD-Ortsausschussmitglied Renate Herzog erklärte, „der vielen Menschen gedacht werden, die aus geringen Gründen verhaftet und gefoltert wurden“. Mit den Stimmen von SPD und GAL votierte eine Mehrheit im Ortsausschuss für die Umbenennung. Die Vertreter der CDU enthielten sich oder stimmten gegen den Antrag.
Text: Katharina Tenti