Wilhelm Weitz Prof. Dr. Wilhelm Weitz
(5. Mai 1881 Bad Pyrmont - 24. Januar 1969 Hamburg)
Rassenhygieniker
Adresse: Hochallee 47 (1936-1943)
Wirkungsstätte: Universitätskrankenhaus Eppendorf, Martinistraße 52
Fuhlsbüttler Straße 756, bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Prominentenliste, Grab: Y 9, 64-65
Nach Medizinstudium und Promotion im Jahr 1905 wurde Weitz Assistenzarzt zunächst in Kiel, danach wechselte er als Sekundärarzt ins Hamburger Allgemeine Krankenhaus St. Georg. 1912 wurde er Oberarzt an der Medizinischen Klinik im Universitätsklinikum Tübingen, wo er sich 1913 habilitierte. 1918 wurde er a. o. Professor und Leiter der dortigen medizinischen Poliklinik. Ab 1923 spezialisierte er sich auf den Bereich der Zwillingsforschung. Anfang des Jahres 1924 gehörte Weitz zu den Gründungsmitgliedern der Tübinger Gesellschaft für Rassenhygiene und wurde deren stellvertretender Vorsitzender. 1927 nahm er eine Professur für Rassenhygiene an der TH Stuttgart an und wurde Direktor der Inneren Abteilung des städtischen Krankenhauses Stuttgart-Cannstatt. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erhielten Weitz‘ Forschungen zu Erbkrankheiten erhöhte Aufmerksamkeit, zudem war einer der bekanntesten Rassenhygieniker Fritz Lenz sein Schwager. So hieß es im Ministerium für Wissenschaft: „Die Arbeiten dieser drei Herren [Anmerkung: Lange, Verschuer, Weitz] dienen der Klärung von wichtigen Erbkrankheiten, an der auch die Gesetzgebung des Reiches großes Interesse hat.“ (zitiert nach Bussche: Die Hamburger Universitätsmedizin im Nationalsozialismus, Berlin/Hamburg 2014, S. 2012.) Zwischen 1933 und 1935 erhielt er für seine rassenhygienischen Projekte üppige Fördergelder der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Von 1934 bis 1936 war Weitz Beisitzer des Württembergischen „Erbgesundheitsobergerichts“ und entschied über Zwangssterilisierungen. Für Kreislaufkranke nahm Weitz ebenfalls ein schweres Erbleiden an, forderte hier aber keine Sterilisierungen, sondern „lediglich“ Eheverbot. 1936 erhielt er einen Ruf nach Hamburg, bis dahin hatte er mehr als 80 Veröffentlichungen zur Vererbung innerer Krankheiten publiziert. In Hamburg wurde Weitz Professor für Innere Medizin und Direktor des neu gegründeten Instituts für Zwillings- und Erbforschung an der Universität Hamburg. Er trat 1937 der NSDAP bei und war Berater beim Rassenpolitischen Amt der NSDAP sowie beim Amt für Volksgesundheit. 1938 wurde er Fördermitglied der SS und Senatsmitglied der im Oktober 1940 eingerichteten Kolonialärztlichen Akademie der NSDAP. Weitz war 1940 Mitherausgeber der 5. Auflage des Rasenhygienischen Standartwerks „Grundriß der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene“. 1943 stellte er einen Antrag zum Austritt aus der SS.
Nach Kriegsende wurde er durch die britische Militärregierung entlassen, ab 1950 wurde die Entlassung in seine Emeritierung umgewandelt. Weitz wurde 1959 Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin und erhielt 1961 das Große Bundesverdienstkreuz.
Text: Katharina Tenti
Siehe auch Eintrag in dieser Datenbank zu Hubert Habs.