Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Hermann Neubert Hermann Berthold Neubert

(11.11.1891 - ?)
Gärtner
Ahrensburger Straße 43 (Wohn- und Betriebsadresse)
Neubertbogen, Jenfeld (1995), nach der Wandsbeker Gärtnerfamilie Neubert, die seit 1907 Vorbesitzerin des Geländes war


Die Gärtnerfamilie Neubert besaß in Wandsbek Gartenbaugrundstücke mit Treibhausanlagen und Freikulturen sowie Werkswohnungen an der Ahrensburger Straße 43. In Jenfeld gab es Gartenbau und Landwirtschaft mit Werkswohnungen und Wirtschaftsgebäuden und ab 1939 auch in Curslack einen Gartenbaubetrieb mit Treibhausanlagen und Werkswohnungen. Außerdem besaß die Familie mehrere Wohnhäuser in Wandsbek. 1)

Nach dem Tod von Woldemar Neubert 1918 übernahm 1923 sein Sohn Hermann Berthold Neubert (geb. 11.11.1891) den Betrieb.  

Hermann Berthold Neubert hatte nach dem Abschluss der Realschule von 1908 bis 1914 eine Gärtnerausbildung in verschiedenen Ländern wie England, Frankreich, Belgien und Argentinien absolviert.

Vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war er Mitglied der Deutschen Volkspartei gewesen. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten trat er 1937 der NSDAP bei. Außerdem war er seit 1937 Mitglied der NSV. Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) war mit „17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Dt. Arbeitsfront die größte (…) NS-Massenorganisation. (…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die N. zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrtspflege tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten (…). Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es ihr n möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren (…). Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der N. populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der N. von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt (…).“ 2) Auch war Neubert Mitglied im NS Reichskriegerbund.

Seine NSDAP Ortsgruppe bestimmte Hermann Berthold Neubert Ende 1937/Anfang 1938 zum Sachbearbeiter für Gartenbau und Handel innerhalb des Ortsgruppenwirtschaftsbereiches. 3)

Während des Zweiten Weltkrieges war Neubert vom 9.1.1940 bis 31.8.1940 als Oberleutnant d. R. und Komp. Führer in der Nachschubkomp. 240 und im Lazarett eingesetzt. Wegen einer Gallenerkrankung wurde er entlassen und war fortan wieder als selbstständiger Gärtner tätig. 4)

Zwischen März 1941und Oktober 1944 betrieb die Firma Neubert auf ihrem Gartenbaubetriebsgelände in der Ahrensburger Straße 43 ein Firmenlager für Zwangsarbeiter. In der Zwangsarbeitslagerkarte von Hamburg steht dazu: „Lager mit eigener Küche und 66 nachgewiesenen Essensteilnehmern. 3/1941 als Lager für polnische Arbeitskräfte angegeben. Später wurden hier 74 Belgier untergebracht. Französische Kriegsgefangene, Serben, Polen und sowjetische Arbeitskräfte waren außerhalb untergebracht. (Quellen: Staatsarchiv Hamburg, Behörde für Ernährung und Landwirtschaft Ab I 22 Bd. II, Okt.´44; sowie weitere Nachweise)“ 5)

Es mussten bei Neubert auch Zwangsarbeiterinnen arbeiten. 1 Kind einer Zwangsarbeiterin aus dem Lager kam in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, tot zur Welt.

„Das Mädchen mit dem Nachnamen Mahehrzak kam am 20. Januar 1945 in Hamburg tot zur Welt. Es erhielt keinen Vornamen.

Ihre Mutter Marina Mahehrzak, geb. am 4.4.1919 in Tscherbusch/Polen, war römisch-katholischen Glaubens und ledig. Aus ihrer Heimat Polen verschleppt, musste sie in Hamburg-Wandsbek in der Gärtnerei E. Neubert Gartenbaubetriebe Zwangsarbeit leisten. Sie war im Lager Ahrensburger Straße 43 untergebracht und in dieser Zeit schwanger.

Vier Tage vor der Geburt ihres Kindes wurde sie in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. Ihre Tochter kam am 20. Januar 1945 um 21:40 Uhr tot zur Welt. Im Sterberegister ist als Todesursache „Frühgeburt“ angegeben. Ob eine Beisetzung ihres Kindes erfolgte, ist nicht bekannt. Neun Tage nach der Totgeburt ihrer Tochter kam Marina Mahehrzak am 1. Februar 1945 zurück zur Zwangsarbeit in die Ahrensburger Straße.” 6)

Die Entnazifizierungskommission stufte Hermann Neubert im April 1947 als tolerierbar in Gruppe V (Entlastete) ein, so konnte er in seiner Stellung verbleiben. Nach 1945 bekleidete Hermann Berthold Neubert die Funktion eines Kreisgärtnermeisters. 7)