Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Hobus-Werke, Firma Bauer und Schaurte, Norm- & Gewindeteile GmbH

Sitz in Hamburg-Wandsbek: Neumann-Reichardt-Straße 2/33
Zwangsarbeiter*innenlager in Schwarzenbek
Hobus-Lager, Grabauer Straße (Schwarzenbek)


Auf dem Gelände waren etwa 10 Holzbaracken, 8 Steinbaracken und 3 Küchenbaracken für etwa 2000 „Fremdarbeiter“ aus Dänemark, Frankreich, Holland, Dänemark, Polen und Russland sowie 2 Holzbaracken für italienische Kriegsgefangene errichtet worden.

Laut „Reichsbetriebskartei“ mussten 962 Personen in der Produktion für Schrauben und anderes Kriegsgerät und 866 Peronen bei der Norm- und Gewindeteile für Schrauben und Flugmotorenbau arbeiten.
Durch die anhaltende Kriegssituation erhöhte sich der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie stetig. So wurden in den „kriegswichtigen“ Betrieben auch Zwangsarbeiterinnen verstärkt eingesetzt.
So wurden in der Zeit vor und nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg 21 Säuglinge und 3 Kleinkinder mit ihren polnischen und ukrainischen Müttern aus Hamburg-Niendorf von dem Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken nach Schwarzenbek verlegt. Die Mütter mussten für die Hobus Werke in der Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten und wurden mit ihren Kindern im Hobus-Lager Grabauerstraße untergebracht.
Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für die Säuglinge dort völlig unzureichend.
Über die Hälfte von ihnen, 13 Säuglinge aus Hamburg, verstarben im Hobus-Lager Schwarzenbek nach kurzer Lebenszeit.
5 Säuglinge davon verstarben bereits am zehnten Tag nach ihrer Ankunft
und 1 Säugling einen weiteren Tag später. 1)

Einige Beispiele:

Michael Baradowska kam am 19.8.1943 in Hamburg zur Welt. Seine ledige Mutter Maria Baradowska, geb. am 15.4.1916 in der Ukraine, war griechisch-katholischen Glaubens. Aus ihrer Heimat verschleppt, kam sie zunächst nach Hamburg-Kirchwärder, wo sie für den Landwirt Adolf Putfarken Zwangsarbeit leisten musste. Am 18. November 1941 erfolgte ihre Verlegung nach Hamburg-Niendorf, ebenfalls zum Arbeitseinsatz für Adolf Putfarken. Dort war sie im „Gemeinschaftslager Polen“ Rahweg/Rieselfeld untergebracht. Am 27. Mai 1942 musste sie nach Hamburg-Kirchwärder zu Putfarken zurückkehren, untergebracht in den Baracken Neuer Heerweg und am 14. September 1942 von dort wieder nach Niendorf. Wie andere Polinnen auch wurde Maria Baradowska im Wechsel zwischen Kirchwärder und Niendorf zur landwirtschaftlichen Zwangsarbeit hin- und hergeschickt. In dieser Zeit wurde sie schwanger. Schließlich erfolgte ihre Verlegung als „Arbeiterin“ nach Hamburg-Sasel in die Schulstraße 11.
Acht Tage vor ihrer Niederkunft kam sie in das Universitätskrankenhaus Eppendorf. In einer Spontangeburt brachte sie am 19. August 1943 um 7:00 Uhr einen reifen, 49 cm großen und 3350 Gramm schweren Knaben zur Welt, den sie Michael nannte. Das zehntägige Wochenbett verlief fieberfrei und ohne Befund. Für den kleinen Michael ist im Geburtenbuch des Krankenhauses verzeichnet „gedeiht mäßig“.
Nach dem Wochenbett wurde Maria Baradowska mit ihrem kleinen Michael nach Schwarzenbek verlegt, wo sie für die Hobus-Werke, Norm- & Gewindeteile GmbH, Zwangsarbeit leisten musste. Nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg im Sommer 1943 wurden viele polnische und ukrainische Mütter mit ihren Säuglingen und Kleinkindern zur Zwangsarbeit für die Hobus-Werke nach Schwarzenbek verlegt. Die meisten dieser Frauen hatten zuvor im Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken in Hamburg-Niendorf und Kirchwärder arbeiten müssen. Aber durch die anhaltende Kriegssituation erhöhte sich der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie; und deshalb wurden in „kriegswichtigen“ Betrieben wie den Horbus-Werken verstärkt  Zwangsarbeiterinnen eingesetzt.
In Schwarzenbek waren Maria Baradowska und die anderen Frauen mit ihren Kindern im Lager an der Grabauerstraße untergebracht. Dort musste Michael die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.
Er verstarb dort am 25. Oktober 1943.
Als Todesursache ist in der Sterbeurkunde „Allg. Lebensschwäche/Brechdurchfall“ angegeben.
Im Friedensraum der Auferstehungskirche Schwarzenbek, Neuer Friedhof, befindet sich eine von Konfirmand*innen gestaltete Gedenktafel für Flüchtlingskinder und Kinder von Zwangsarbeiterinnen in Schwarzenbek. Dort ist ein Kind einer Zwangsarbeiterin mit dem Namen „Michael Brodowika“ und dem Alter: „2 Mon.“ aufgeführt. Vermutlich handelt es sich dabei um Michael Baradowska.2)

Boguscha Czerniak kam am 11.7.1943 in Hamburg zur Welt. Ihre Mutter Johanna Czerniak, geb. am 1. März 1910 in Miuatschew/Turek, war ledig. Aus ihrer Heimat Polen verschleppt, kam sie zunächst nach Hamburg-Kirchwärder und musste für Landwirt Adolf Putfarken Zwangsarbeit leisten. Am 18. November 1941 erfolgte ihre Verlegung nach Hamburg-Niendorf, ebenfalls zum Arbeitseinsatz für Adolf Putfarken. Sie war im „Gemeinschaftslager Polen“ Rahweg/Rieselfeld untergebracht. Am 27. Mai 1942 wurde sie zurück nach Hamburg-Kirchwärder verlegt, und zwar in die am Neuen Heerweg liegenden Baracken von Putfarken. Vier Monate später, am 14. September 1942, musste sie dann wieder zurück nach Niendorf. Wie auch andere Polinnen, die für den Landwirt Adolf Putfarken arbeiten mussten, wurde Johanna Czerniak im Wechsel zwischen Kirchwärder und Niendorf zur landwirtschaftlichen Zwangsarbeit hin- und hergeschickt. In dieser Zeit wurde sie schwanger.
Drei Tage vor ihrer Niederkunft erfolgte am 8. Juli 1943 ihre Überweisung an das Arbeitsamt Hamburg, wo bestimmt wurde, wie es für sie weitergehen sollte. Johanna Czerniak kam am Tag der Geburt ihres Kindes in das Universitätskrankenhaus Eppendorf. Dort brachte sie am 11. Juli 1943 um 10:40 Uhr in einer Spontangeburt ein „reifes Mädchen“ zur Welt. Ein seitlich versetzter Dammschnitt wurde vorgenommen und genäht. Ihre Tochter Boguscha war 52 cm groß und 3160 Gramm schwer.
Am nächsten Tag kamen beide in die „Polenabteilung zur Finkenau“, in die Frauenklinik, Hamburg-Uhlenhorst. Vermutlich hatten sich Komplikationen ergeben, denn anschließend wurden sie am 21. Juli 1943 in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn gebracht. Nach zwei Wochen kam Johanna Czerniak mit ihrer kleinen Boguscha als „Zurückverlegung“ am 4. August 1943 nach Schwarzenbek, zur Zwangsarbeit für die Hobus-Werke, Norm- & Gewindeteile GmbH.
Nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg wurden noch weitere polnische und ukrainische Mütter mit ihren Säuglingen und Kleinkindern nach Schwarzenbek verlegt. Die meisten dieser Frauen hatten zuvor im Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken in Hamburg-Niendorf und Kirchwärder arbeiten müssen. Durch die anhaltende Kriegssituation erhöhte sich jedoch der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie und so wurden in den „kriegswichtigen“ Betrieben, wozu auch die Hobus-Werke gehörten, auch Zwangsarbeiterinnen verstärkt eingesetzt. Johanna Czerniak und die anderen Frauen mit ihren Kindern waren im Lager an der Grabauerstraße untergebracht. Dort musste Boguscha die kurze Zeit ihres Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für sie völlig unzureichend.
Sie verstarb dort am 16. Oktober 1943. In der Sterbeurkunde ist als Todesursache „Allg. Lebensschwäche/Brechdurchfall“ angegeben. 3)

Juzef Galecki-Jomiak kam am 12.3.1943 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Sofia Galecka-Jomiak, geb. am 28.4.1913 in Brzeznica / Krs.Wielun. war ledig. Aus ihrer Heimat Polen verschleppt, musste sie zunächst in Hamburg-Poppenbüttel auf dem Gut Treudelberg im landwirtschaftlichen Betrieb von Hans Dreckmann* Zwangsarbeit leisten. In dieser Zeit war sie schwanger.
Am 12. März 1943 brachte sie in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, ihren Sohn Juzef zur Welt. Nach dem Wochenbett wurde Sofia Galecka-Jomiak mit ihrem kleinen Sohn am 23. März 1943 nach Hamburg-Niendorf verlegt und musste für den Landwirt Adolf Putfarken auf der „Rhabarber-Farm“ Zwangsarbeit leisten. Sie waren im Lager Rahweg, Rieselweg, untergebracht.
Fünf Monate später, in der Zeit nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg, erfolgte dann am 20. August 1943 ihre Verlegung mit ihrem kleinen Juzef nach Schwarzenbek zur Zwangsarbeit für die Hobus-Werke, Norm- & Gewindeteile GmbH, gemeinsam mit weiteren polnischen und ukrainischen Müttern, ihren 14 Säuglingen und zwei Kleinkindern. Alle Mütter hatten zuvor im Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken in Hamburg-Niendorf und Kirchwärder arbeiten müssen. Da durch die anhaltende Kriegssituation sich der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie stetig erhöhte, wurden in den „kriegswichtigen“ Betrieben, so auch in den Hobus-Werken, nun verstärkt auch Zwangsarbeiterinnen eingesetzt. Die Frauen kamen mit ihren Kindern in das Lager Grabauerstraße.
Dort waren die Ernährungs- und Lebensbedingungen für Juzef völlig unzureichend. Er verstarb dort zehn Tage nach seiner Ankunft am 30. August 1943. Am selben Tag verstarben dort noch weitere vier Säuglinge und einen Tag später noch ein weiterer. Als Todesursache ist in Juzefs Sterbeurkunde “Ernährungsstörung“ angegeben. 4)

Hendrik Klimek kam am 20.4.1943 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Helene Klimek, geb. am 2.1.1922 Radomsk, war ledig. Aus ihrer Heimat Polen verschleppt, kam sie zunächst nach Hamburg-Kirchwärder und musste für den Gemüsebauer Adolf Putfarken, Kirchwärder Hausdeich 113,  Zwangsarbeit leisten. Dort war sie untergebracht und in dieser Zeit schwanger.
Am Tag der Geburt ihres Kindes wurde sie in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. Zehn Tage nach der Entbindung kam sie mit ihrem Sohn Hendrik am 30. April 1943 in das Lager Rahweg / Rieselfeld nach Hamburg-Niendorf und musste dort ebenfalls für Gemüsebauer Adolf Putfarken arbeiten. Vier Monate später, in der Zeit nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg, erfolgte dann am 20. August 1943 ihre Verlegung mit ihrem kleinen Hendrik nach Schwarzenbek zur Zwangsarbeit für die Hobus-Werke, Norm- & Gewindeteile GmbH, gemeinsam mit weiteren polnischen und ukrainischen Müttern, ihren 14 Säuglingen und zwei Kleinkindern. Alle Mütter hatten zuvor im Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken in Hamburg-Niendorf und Kirchwärder arbeiten müssen. Durch die anhaltende Kriegssituation erhöhte sich der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie stetig. So wurden in den „kriegswichtigen“ Betrieben auch Zwangsarbeiterinnen verstärkt eingesetzt. Die Frauen mit ihren Kindern kamen in das Lager Grabauerstraße. Dort musste Hendrik die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.
Er verstarb dort zehn Tage nach seiner Ankunft am 30. August 1943. In der Sterbeurkunde ist als Todesursache „Ernährungsstörung“ angegeben. Vier weitere Säuglinge verstarben an diesem Tag im Lager und ein weiterer einen Tag später. 5)

Dimitri Meschok kam am 9.7.1943 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Tatjana Meschok, geb. am 13.10.1918 in Golubitschi, Krs. Tschernikow, war ledig. Ihr Vater Iwan Meschok, geb. 1849 in Brzwa, war in Golbitschi bereits verstorben, ihre Mutter H., geb. Schestz, lebte dort noch, als Tatjana Meschok aus ihrer Heimat Ukraine verschleppt wurde und nach Deutschland kam. In Hamburg-Finkenwärder musste sie für den Landwirt Jakob Fock, Wiete 47, als „landwirtschaftliche Gehilfin“ Zwangsarbeit leisten. Sie war auf seinem Hof auch untergebracht und in dieser Zeit schwanger.
In der Ausländermeldekartei ist für sie in der Kategorie „Abstammung“ verzeichnet „nicht arisch“. Das deutet auf eine „Rasse“-Überprüfung während ihrer Schwangerschaft hin.
In der Wiete 47 brachte sie am 9. Juli 1943 um 2:15 Uhr ihren Sohn Dimitri mit Hilfe der Hebamme Elfriede Aldag, geb. Reese, wohnhaft Hamburg-Finkenwärder, zur Welt. Noch am selben Tag wurden sie in die Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, gebracht.
Nach dem Wochenbett von zehn Tagen kam sie mit dem kleinen Dimitri am 19. Juli 1943 nach Hamburg Niendorf in das Lager Rahweg, zum Arbeitseinsatz im Gemüsebau für Landwirt Adolf Putfarken.
In der Zeit nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg im Juli/August 1943 erfolgte dann am 20. August 1943 ihre Verlegung mit dem kleinen Dimitri nach Schwarzenbek zur Zwangsarbeit für die Hobus-Werke, Norm- & Gewindeteile GmbH, gemeinsam mit weiteren polnischen und ukrainischen Müttern, ihren 14 Säuglingen und zwei Kleinkindern. Alle Mütter hatten zuvor im Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken in Hamburg-Niendorf und Kirchwärder arbeiten müssen. Durch die anhaltende Kriegssituation hatte sich der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie stetig erhöht. So wurden in den „kriegswichtigen“ Betrieben auch Zwangsarbeiterinnen verstärkt eingesetzt.
Die Frauen mit ihren Kindern kamen in das Lager Grabauerstraße. Dort musste Dimitri die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.
Er verstarb dort elf Tage nach seiner Ankunft am 31. August 1943. In der Sterbeurkunde ist als Todesursache „Ernährungsstörung“ angegeben. Fünf Säuglinge waren einen Tag zuvor im Lager verstorben.
In der folgenden Zeit wurde Tatjana Meschok erneut schwanger, zwischenzeitlich war sie nach Finkenwärder zurückverlegt worden. Am 18. Mai 1944 kam sie zu einem Schwangerschaftsabbruch in die Frauenklinik Finkenau. Eine Woche später erfolgte am 25. Mai 1944 ihre Entlassung nach Wiete 47, zurück zur Zwangsarbeit für den Landwirt Jakob Fock. 6)

Text: Margot Löhr