Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Vereinigte Jute-Spinnereien und Webereien AG

Herstellung von Garnen und Geweben aus Jute, Hanf, Flachs, Papier oder anderen Stoffen
Firmenlager für Zwangsarbeiter*innen
Altmannstraße 7 (heute Geesttwiete)


Im Zwangsarbeiter*innenlager waren auch Säuglinge untergebracht. Einige Beispiele:

Michael Jakowenko kam am 15.3.1944 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Arnia Jakowenko, geb. am 14.4.1920 in Ssitschiwk, war römisch-katholischen Glaubens und ledig. Aus ihrer Heimat Ostukraine verschleppt, musste sie zunächst in Billstedt für die Vereinigte Jute-Spinnereien und Webereien AG Zwangsarbeit leisten. Sie war im Lager Altmannstraße 7 (heute Geesttwiete) untergebracht und in dieser Zeit schwanger.
Am Tag der Geburt ihres Kindes wurde sie in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. Neun Tage nach der Entbindung erfolgte die Verlegung mit ihrem Sohn Michael am 24. März 1944 nach Mölln/ Kreis Lauenburg zur Zwangsarbeit für die Sperrholz-, Faß- und Holzwarenfabrik Schweiger u. Thiele, Brambacher Weg 43, in das Lager Mühlenstraße 19, ehemals eine Gastwirtschaft mit angeschlossenem Kino, den Harmonie-Lichtspielen „Colosseum“. Dort musste Michael die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.
Er verstarb am 31. März 1944 um 19:45 Uhr im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort. Im Sterberegister ist als Todesursache „Frühgeburt, Lebensschwäche“ angegeben. Der Arbeiter Petro Kruk, Mölln, Krs. Lauenburg, Mühlenstraße 19 (ukrainischer Zwangsarbeiter bei Schweiger u.Thiele), zeigte den Sterbefall beim Standesamt mündlich an. In welcher Beziehung er zu Arnia Jakowenko stand, ist nicht bekannt.
Beide wurden nach dem Krieg in einer Firmenliste als ukrainische Zwangsarbeiterinnen (dort mit Vornamen Arina) zusammen mit 10 ukrainischen Zwangsarbeitern aufgeführt. 1)

Der Knabe mit dem Nachnamen Jatschek kam am 21.1.1945 in Hamburg tot zur Welt. Er erhielt keinen Vornamen. Seine Mutter Anna Jatschek, geb. Tscherkun, geb. am 25.12.1923 in Ostrowo, war römisch-katholischen Glaubens und laut Ausländermeldekartei verheiratet. Name und Schicksal ihres Ehemannes sind nicht bekannt. Aus ihrer Heimat Ostritz/Polen verschleppt, musste sie seit dem 19. Dezember 1944 in Hamburg-Billbrook für die Vereinigte Jute-Spinnereien und Webereien AG Zwangsarbeit leisten. Sie war im Lager Altmannstraße 7 (heute Geesttwiete) untergebracht und in dieser Zeit hochschwanger.
Am Tag der Geburt ihres Kindes wurde Anna Jatschek in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen.
Ihr Sohn kam am 21. Januar 1945 um 6:10 Uhr tot zur Welt. In den Sterbedokumenten ist keine Todesursache angegeben.
Zwei Wochen nach der Entbindung wurde Anna Jatschek am 3. Februar 1945 wieder zurück in das Lager der Jute-Spinnerei und Weberei Billstedt entlassen. Nach der Eintragung in der Ausländermeldekartei erfolgte für sie am selben Tag die Verlegung in das Lager Neugraben, zur Zwangsarbeit für die Firma Harburger Kohlenhof, W. Mulch*. 2)
Text: Margot Löhr