Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Walther Blohm

(25. Juli 1887 Hamburg - 12. Juni 1963 Lübeck-Travemünde)
Unternehmer
Adresse: Adolf-Hitler Straße 141 (heute Bebelallee) (1933-1943)
Wirkungsstätte: Schiffswerft Blohm & Voss, Steinhöft 11
Siehe auch: Rudolf Blohm
Siehe auch: Blohm & Voss


Nach seinem Maschinenbau Studium und der Teilnahme am Ersten Weltkrieg übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf Blohm die Leitung der Schiffwerft Blohm& Voss von seinem Vater. Während der unmittelbaren Nachkriegszeit sah sich die Werft mit wirtschaftlichen Problemen konfrontiert, erlebte in den 1920er Jahren wiederum einen Aufschwung. Die Brüder teilten sich die Leitung der Firma: Rudolf Blohm wurde für die Präsentation nach außen, gegenüber (internationalen) Kunden und der Politik verantwortlich und Walther Blohm für die Technischen und innerbetrieblichen Abläufe.

Im Gegensatz zu seinem Bruder engagierte sich Walther Blohm nicht in der Politik, er ging auf Distanz zu dem neuen NS-Regime. Er hielt Hitler nicht als Politiker geeignet.

Nachdem Walther Blohm sich schon seit Ende 1932 mit dem Bau von Flugzeugteilen beschäftigt hatte, gründete er im Juni 1933 die Hamburger Flugzeugbau GmbH (HFB) als Tochtergesellschaft von Blohm & Voss. Diese produzierte Flugboote und Langstreckenflugzeuge, wie u. a. die Ha 139 und BV 138. Während des Krieges war auch die HFB hauptsächlich für die Rüstungsindustrie tätig und produzierte für die Luftwaffe. Durch die britischen Luftangriffe 1943 wurden die Produktionsanlagen beschädigt, dennoch ging der Betrieb weiter. Walther Blohm lieferte sich einen Machtkampf mit NS-Funktionären, die mehr und mehr Einfluss auf die Unternehmensführung ausübten. In den Jahren von 1942 bis 1945 wurde tausende Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge aus dem KZ Neuengamme in der Werft eingesetzt. Im Oktober 1944 wurde zudem ein Außenlager des KZ-Neuengamme auf dem Werfgelände errichtet, da die U-Boot Produktion beschleunigt werden sollte. Hierzu wurden ca. 600 KZ Häftlinge auf die Werft gebracht. Walther Blohm gab nach dem Krieg an, dass er mit dem Einsatz von KZ Häftlingen und der Einrichtung eines Außenlagers auf dem Werftgelände nicht einverstanden gewesen sei und dazu gezwungen worden wäre. Zu diesem Punkt findet sich laut Historiker Andreas Meyhoff keine Niederschrift in dem sonst gut dokumentierten Firmenarchiv. Er kommt zu dem Schluss, dass der Firma der Einsatz von KZ-Insassen nicht aufgezwungen wurde.

Nach Kriegsende erhielt die Werft Produktionsverbot und wurde demontiert. Da die Brüder Blohm Demontageauflagen unterliefen, wurden sie 1949 in einem Prozess zu Geldstrafen verurteilt. Trotz der großen Zerstörungen bauten die Brüder Blohm die Werft erneut auf, allerdings mit Partnern an ihrer Seite, der Phoenix-Rheinrohr AG, mit der es immer mehr zu Verwerfungen kam. 1958 zog sich Walther Blohm aus dem Unternehmen zurück.

Text: Katharina Tenti