Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Rudolf Blohm

(2.September 1885 Hamburg - 7.Oktober 1979 ebd.)
Unternehmer
Adresse: Harvestehuderweg 19 (1933-1943)
Wirkungsstätte: Schiffswerft Blohm & Voss, Steinhöft 11
Fuhlsbüttler Straße 756, Ohlsdorfer Friedhof, Grablage: Q 25, 28-35
Siehe auch: Walther Blohm
Siehe auch: Blohm & Voss


Nach seinem Ingenieursstudium wurde Rudolf Blohm 1914 persönlich haftender Gesellschafter der Schiffswerft Blohm & Voss, die sein Vater Hermann Blohm mit aufgebaut hatte. 1916 trat auch sein Bruder Walther Blohm mit in das Unternehmen ein. Während der unmittelbaren Nachkriegszeit sah sich die Werft mit wirtschaftlichen Problemen (Versailler Vertrag) konfrontiert, erlebte in den 1920er Jahren wiederum einen Aufschwung. Rudolf Blohm wurde für die Präsentation nach außen, gegenüber (internationalen) Kunden und der Politik verantwortlich, während sich der Bruder um innerbetriebliche Abläufe kümmerte. R. Blohm war Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und lehnte die parlamentarische Demokratie ab. Am 11. Oktober 1931 nahm er an einer Tagung der „Harzburger Front“ gegen die Weimarer Republik teil. Er begrüßte den Niedergang der Weimarer Republik und den Aufstieg des neuen NS-Regimes. R. Blohm war in mehreren Industrieverbänden im Vorstand wie bspw. im Vorstand des Reichsverbandes der Deutschen Industrie (RDI) sowie u. a. Mitglied im Vorstand und Ausschuss der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (VDA) und hatte enge Verbindungen zu NS-Funktionären. Er wurde nie Mitglied der NSDAP, sendete jedoch Signale einer Bündnisbereitschaft mit dem Regime aus. Zudem war er förderndes Mitglied der SS. Durch den Aufbau der Marine veränderte sich die Auftragslage während des Krieges, hin zum Bau und zur Reparatur von U-Booten. R. Blohm traf öfter mit Adolf Hitler zusammen und wurde von diesem bei Fragen zu Marinebauvorhaben zu Rate gezogen. Durch informelle Kontakte zu Hitler und höhere Parteifunktionäre, war es Rudolf Blohm möglich, Instanzen zu überspringen und Sonderwünsche zu äußern. Im Jahr 1937 wurden sowohl Rudolf als auch Walter Blohm durch das Oberkommando der Marine (OKM) zu Wehrwirtschaftsführern berufen.

In den Jahren von 1942 bis 1945 wurden tausende Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge aus dem KZ Neuengamme in der Werft eingesetzt. Im Oktober 1944 wurde zudem ein Außenlager des KZ-Neuengamme auf dem Werfgelände errichtet, da die U-Boot Produktion beschleunigt werden sollte. Hierzu wurden ca. 600 KZ Häftlinge auf die Werft gebracht. Durch alliierte Luftangriffe waren bereits große Teile der Werftanlagen zerstört worden, so dass Häftlinge auch Räumungsarbeiten verrichten mussten. Das Außenlager wurde von 60 Marinesoldaten bewacht und hatte eine sehr hohe Todesrate.

Nach dem Krieg behaupteten sowohl Rudolf Blohm, wie auch sein Bruder, dass sie den Einsatz von KZ-Häftlingen seitens des Stabes der Gauwirtschaftskammer aufgenötigt bekommen hätten. Eine Rechtfertigung, die sich als nicht haltbar erwiesen hat, wie der Historiker Andreas Meyhoff 2001 belegte. Die Werft erhielt zunächst Produktionsverbot und wurde demontiert. Da die Brüder Blohm Demontageauflagen unterliefen, wurden sie 1949 in einem Prozess zu Geldstrafen verurteilt. R. Blohm wurde im Entnazifizierungsverfahren zunächst als Profiteur, dann als unbelastet eingestuft.

Trotz der großen Zerstörungen baute Blohm die Werft erneut auf, allerdings mit finanzstarken Partnern an seiner Seite, der Phoenix-Rheinrohr AG.

Text: Katharina Tenti