Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Gemeinsam mit seinen zwei Brüdern arbeitete Philipp F. Reemtsma in der Zigarettenfirma „Dixi“ seines Vaters in Erfurt mit. 1923 wurde der Firmensitz nach Hamburg verlegt und hieß nun „Reemtsma-Cigarettenfabrik“. Der Betrieb florierte, am Ende der Weimarer Republik beherrschte Reemtsma zwei Drittel des deutschen Zigarettenmarktes. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Reemtsma unter Druck gesetzt und u. a. beschuldigt, den Konkurrenzkampf in der Branche 1929-31 mittels illegaler Absprachen, Bestechung und Steuerhinterziehung geführt zu haben. Es wurden Verfahren gegen Reemtsma eingeleitet, der diese durch erhebliche Spenden an NSDAP, HJ, SA und SS versuchte, abzuwenden. Reemtsma bat zudem Hermann Göring um Unterstützung, der gegen Zahlungen in Höhe von mehreren Millionen Reichsmark und, auch durch die Finanzierung der Reichswerke Hermann Göring, in den folgenden Jahren eine schützende Hand über den Reemtsma-Konzern hielt.

Reemtsma konnte seine Monopolstellung ausbauen und während des Krieges Rekordgewinne erzielen, u. a. auch mit dem Verkauf von Zigaretten an die Wehrmacht. Darüber hinaus war Reemtsma im Beirat der Deutschen Reichsbank vertreten und in verschiedenen Aufsichtsräten, als Großindustrieller mit NS-Funktionären gut vernetzt.

Nach Kriegsende wurde der Reemtsma-Konzern konfisziert, Reemtsma selbst kam in Internierungshaft. In den Jahren 1947/48 wurde er wegen der fortlaufender Bestechung von Hermann Göring angeklagt. Gegen das erste Urteil, Zahlung von 10 Mio. DM, legte er Revision ein. Im Zuge einer allgemeinen Amnestie wurde das Verfahren 1950 eingestellt. 1948 hatte er erneut die Geschäfte übernommen und etablierte sich gemeinsam mit seinem Bruder Hermann Reemtsma auf dem Zigarettenmarkt.

Text: Katharina Tenti