Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Rudolf Hillebrecht

(26. Februar 1910 Linden - 6. März 1999 Hannover)
Architekt
Adresse: Böttgerstraße 4 (ab 1941)
Wirkungsstätte: Büro des „Architekten des Elbufers“, Valentinskamp 90/91


Nach seinem Architekturstudium war Hillebrecht zunächst Anfang der 1930er Jahre in Hannover und Berlin tätig, u. a. für Walther Gropius. Danach machte er ein Referendariat im öffentlichen Bauwesen, erhielt eine Anstellung beim Reichsverband der Deutschen Luftfahrt-Industrie in Travemünde und Hamburg und baute Flak-Kasernen in Hamburg.

Ab 1937 arbeitete Hillebrecht im Büro von Konstanty Gutschow, der 1939 „Architekt des Elbufers“ wurde und gehörte zu dessen engstem Mitarbeiterkreis. Die Pläne Gutschows hatten sich bei der Ausschreibung zur Umgestaltung Hamburgs durchsetzen können und sahen u. a. ein 250 m hohes Hochhaus, einen riesigen Aufmarschplatz, eine „Volkshalle“ sowie ein Hotel der NS-Organisation „Kraft durch Freude“ vor. In diesem neuen Stadtbild sollte die Macht und die Größe des „Dritten Reichs“ verdeutlicht werden. Hillebrecht war maßgeblich an den Entwürfen und weiteren Planungen beteiligt. Er wurde Büroleiter und koordinierte 1942 bis zu 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und organisierte die Beschaffung von Baumaterial für Hamburger Luftschutzbauten. Denn mit dem andauernden Krieg wurden die Neugestaltungspläne nicht umgesetzt. Stattdessen wurde das Architektenbüro zum „Amt für kriegswichtigen Einsatz“ umfunktioniert und organisierte Trümmerräumungen durch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Luftschutzmaßnahmen sowie Ersatzwohnraum-Beschaffung. Im Zuge der Luftangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 wurde das Büro Gutschow mit den Wiederaufbauplanungen der Nationalsozialisten betraut. Ab 1944 war Hillebrecht im „Wiederaufbaustab“ von Albert Speer.

Kurz vor Ende des Krieges wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kam in us-amerikanische Gefangenschaft. Hillebrecht fand in der Nachkriegszeit schnell Arbeit und übernahm gemeinsam mit anderen ehemaligen NS-Architekten 1948 das Stadtplanungsamt in Hannover. Hier wirkte er bis 1975, plante eine moderne, auf den Autoverkehr ausgerichtete Stadt und ließ teilweise historische Gebäude, die den Krieg überstanden hatten, abreißen.

Text: Katharina Tenti