Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Arnold Büscher

(16.12.1899 Rehme/Kr. Minden - ?)
Kaufmann, 1942 - 1944 Wachmann im KZ Neuengamme; November 1944 Führer der Wachmannschaften im KZ Neuengamme
Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)


Im „Offenen Archiv der KZ Gedenkstätte Neuengamme“ heißt es: „Arnold Büscher, am 16. Dezember 1899 in Rehme/Kreis Minden geboren, war nach einer kaufmännischen Lehre in Hamburg von 1917 bis 1919 Soldat. Von 1919 bis zur Entlassung 1930 arbeitete er als Kontorist beim Westfälischen Kohlenkontor in Hamburg. Zwischen 1920 und 1930 wurde er viermal wegen Diebstahls, Hehlerei und Urkundenfälschung zu mehrmonatigen Freiheitsstrafen verurteilt. Seit 1926 war er verheiratet; er hatte vier Kinder. 1931 trat Büscher in die NSDAP und in die SS ein. 1932 wurde er wegen Verteilens eines NSDAP-Flugblattes aktenkundig, jedoch nicht verurteilt.
1933 trat Büscher als Adjutant der SS-Fußstandarte 28, Oberabschnitt ‚Nordwest‘, in den hauptamtlichen Dienst der SS ein und wurde 1934 Sturmführer. Im November 1934 wurde er aus dem hauptamtlichen Dienst der SS entlassen. Er erklärte daraufhin im Mai 1935 seinen Austritt aus der SS, den er jedoch bald zurückzog. Bis Kriegsbeginn war er bei der Versicherungsgesellschaft ‚Volksfürsorge‘ tätig, zunächst in Hamburg, dann in Hannover und Frankfurt am Main, ab 1936 als Geschäftsführer in Bitterfeld. Sein Antrag auf eine nachträgliche Überprüfung der Ehe durch das SS-Rasse- und Siedlungshauptamt und der Kirchenaustritt im November 1938 dürften im Zusammenhang mit seinen Bemühungen stehen, wieder hauptamtlich bei der SS beschäftigt zu werden. Im August 1939 kam Büscher – zunächst als einfacher Wachmann – ins KZ Flossenbürg, im Januar 1940 wurde er ins KZ Sachsenhausen versetzt, wo er am 28. März zum Zugführer einer Wachkompanie aufstieg. Nach Auseinandersetzungen mit dem Kommandanten des KZ Sachsenhausen, SS-Obersturmführer Hans Loritz, in deren Rahmen die Inspektion der Konzentrationslager am 23. Juli 1940 Büschers Entlassung erwog, ‚wenn er nicht militärisch genügt‘, wurde er am 12. Juli 1940 ins KZ Buchenwald versetzt. In einem SS-Gerichtsverfahren wurde er wegen öffentlicher Kritik an seinem Vorgesetzten, dem stellvertretenden Kommandanten des KZ Buchenwald, SS- Sturmbannführer Hermann Florstedt, gerügt. Trotzdem beauftragte ihn der Kommandant, SS-Sturmbannführer Karl Koch, in dem Büscher einen Vertrauten fand, vertretungsweise mit der Führung des Wachsturmbanns. Nach zeitweiligem Dienst im KZ Mauthausen wurde Büscher am 15. März 1942 ins KZ Neuengamme versetzt, wo er Kompanieführer bei den Wachmannschaften war.
Seit dem 15. November 1942 war Büscher Führer des SS-Totenkopfsturmbanns Neuengamme. Am 27. Januar 1943 verfügte der Kommandant des KZ Neuengamme, Max Pauly, zehn Tage Stubenarrest und sechs Monate Alkoholverbot für Arnold Büscher, nachdem dieser einen Untergebenen geohrfeigt hatte. Im Frühjahr 1943 wurde Büscher ins Außenlager Alter Banter Weg in Wilhelmshaven versetzt. Am 1. April 1944 übernahm er die Leitung des SS-Totenkopfsturmbanns im KZ Plaszów bei Krakau. Bereits einen Monat darauf wurde er wegen eines Verhältnisses zu einer verheirateten Frau zu drei Wochen Stubenarrest verurteilt. Am 1. November 1944 wurde Büscher wieder ins KZ Neuengamme versetzt. Wann genau und wie lange er Leiter der Wachmannschaften gewesen ist, geht aus den Personal unterlagen nicht hervor. Auch Befragungen des ehemaligen Häftlings und Lagerschreibers Herbert Schemmel und ehemaliger SS-Angehöriger – des Wachmanns Bernhard Lobbe, des Leiters der Wachmannschaften Gerhard Poppenhagen und des Lagerarztes Bruno Kitt – im ersten Curio-Haus-Prozess gegen Hauptverantwortliche für die im KZ Neuengamme begangenen Verbrechen vor einem britischen Militärgericht erbrachten keine klaren Angaben. Laut Personalunterlagen wurde Arnold Büscher zum 31. Dezember 1944 mit einer Abfindung in zwei Raten aus dem hauptamtlichen SS-Dienst entlassen. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt.“[1]
Mehr Dokumente und Materialien über Arnold Büscher unter: http://media.offenes-archiv.de/ss2_1_8_bio_2211.pdf