Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Hermann Erdmann

(30.10.1919 Mittelwalde/Schlesien - ?)
Landarbeiter; 1941–1944 KZ Neuengamme: Blockführer und Aufseher, u. a. in der Strafkompanie
Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)


Im „Offenen Archiv der KZ Gedenkstätte Neuengamme“ heißt es: Hermann Erdmann wurde am 30. Oktober 1919 in Mittelwalde/Schlesien geboren. Er arbeitete nach der Volksschule in der Landwirtschaft. 1939 wurde Erdmann zur SS eingezogen und nach Prettin ins KZ Lichtenburg versetzt. Nach weiteren Stationen im KZ-Dienst wurde Erdmann Anfang 1941 in das KZ Neuengamme versetzt. Er war hier im Rang eines SS-Rottenführers zunächst Wachmann, dann Blockführer. Unter den Häftlingen war Hermann Erdmann wegen seiner Brutalität gefürchtet. Er soll gemeinsam mit dem Blockführer Walter Filsinger an der Vergasung sowjetischer Kriegsgefangener beteiligt gewesen sein und Häftlinge misshandelt haben. Häftlinge wurden von Erdmann und Filsinger so schikaniert, dass sie über die Postenkette liefen und ‚auf der Flucht‘ von ihnen erschossen wurden.
Bereits 1941 hatte Erdmann einen Antrag auf Genehmigung seiner Eheschließung mit Irmgard E. aus Curslack beim SS-Rasse- und Siedlungshauptamt gestellt. In seiner SS-Akte aus dieser Zeit ist ein 1941 geborenes Kind verzeichnet. Nach seinem Einsatz im KZ Neuengamme wurde Erdmann an die Front versetzt; von hier aus stellte er im Februar 1944 einen zweiten Antrag auf seine Heirat mit Irmgard E. Ob diesem entsprochen wurde, ist nicht bekannt.
Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelte ab September 1965 gegen die ehemaligen Blockführer Hermann Erdmann und Walter Filsinger. Während Walter Filsinger jegliche Beteiligung an Tötungsaktionen bestritt, räumte Erdmann in der Vernehmung durch die Polizei am 23. November 1967 ein, einen Häftling erschossen zu haben, der angeblich zu fliehen versucht habe. Erdmann sagte aus, er habe erst gerufen und einen Warnschuss abgegeben, bevor er den Häftling mit einem weiteren Schuss getötet habe. Die Staatsanwaltschaft folgte den Aussagen ehemaliger Häftlinge, dass Hermann Erdmann und Walter Filsinger beim Arbeitseinsatz Gefangene misshandelten, werteten die Erschießungen von Häftlingen aber als Totschlag. Da Misshandlungen und Totschlag bereits verjährt waren, wurden die Ermittlungen eingestellt.
Die Ermittlungen wegen der Vergasung sowjetischer Kriegsgefangener im September und November 1942 führten trotz Aussagen von Überlebenden gegen Hermann Erdmann und Walter Filsinger ebenfalls zu keiner Anklage, da keine Zeugenaussagen über eine direkte Tatbeteiligung vorlagen. Das Ermittlungsverfahren wurde daraufhin am 15. Dezember 1967 eingestellt. Weiteres ist über Hermann Erdmann nicht bekannt.“[1]
Mehr Dokumente und Materialien über Hermann Erdmann, unter: http://media.offenes-archiv.de/ss1_3_2_bio_1937.pdf