Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Edgar Klemmt

(8.7.1895 Görlitz - ?)
Bonbonkocher; Leiter der Häftlingsbekleidungskammer im KZ Neuengamme
Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)


Im „Offenen Archiv der KZ Gedenkstätte Neuengamme“ heißt es: „Edgar Klemmt, geboren am 8. Juli 1895 in Görlitz, erlernte das Bonbonkocherhandwerk. 1914 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg, danach bis 1920 arbeitslos. Anschließend arbeitete er zwei Jahre als Polizist in Halle/Saale. Er heiratete 1922 und hatte zwei Kinder. Eine Arbeit als Konditor verlor er nach kurzer Zeit. 1930 bis 1935 war er Postbote.
1934 wurde Klemmt Mitglied der NSDAP, 1935 trat er in die SS ein. Obwohl er bei der Post angestellt war, gab er nach 1945 als Grund für seinen Beitritt bei der SS Arbeitslosigkeit an. Von 1935 bis zum Beginn des Krieges arbeitete er in der Stadtverwaltung Görlitz. 1939 nahm Klemmt als Soldat am Überfall auf Polen teil. Im Juni 1941 wurde er zur Waffen-SS abkommandiert und nach dreimonatiger Ausbildung im KZ Buchenwald als Wachposten im KZ Neuengamme eingesetzt. 1943 war er im Außenlager Salzgitter-Drütte in der Kleiderkammer beschäftigt. Ab Sommer 1944 war Klemmt als Kommandoführer der Häftlingsbekleidungskammer im KZ Neuengamme der Verantwortliche für die Aufbewahrung und Ausgabe der Bekleidung der Häftlinge. Ihm unterstanden etwa 100 Häftlinge der Schneiderei, der Schuhmacherei und der Waschanstalt. Klemmt war an Misshandlungen, Schikanen und Exekutionen beteiligt. Bei Kriegsende war er SS-Scharführer.
Klemmt war 1945 im britischen Internierungslager Neuengamme inhaftiert und anschließend im Gerichtsgefängnis Altona. Er wurde von einem britischen Militärgericht im Juli 1946 zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde in 15 Jahre Haft umgewandelt und später auf 14 Jahre herabgesetzt. Bereits 1955 wurde er entlassen. Er wohnte in Curslack in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme. 1959 wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Beihilfe zum Mord eingestellt, obwohl die Richter Klemmt keineswegs für unschuldig hielten.“[1]
Mehr Dokumente und Materialien über Edgar Klemmt, unter: http://media.offenes-archiv.de/ss4_1_2_7_bio_1798.pdf