Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Elise Meyer Dora, Susanne, Elise Meyer, geb. Kehr

(28.1.1907 Hamburg – 17.10.1989 Hamburg)
Stifterin, Kunsthändlerin
Neue ABC-Straße 7 (Wohnadresse)
Alsterterrasse 5 (Wohnadresse)
Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Grabstätte)


Die Neue ABC-Straße ist gesäumt von historischen Bauten, in denen heute exklusive Mode und Schmuck angeboten werden. Im Haus mit der Nummer 7 wuchs Elise Meyer auf. Von 1921 bis Dezember 1946 war sie bei ihrem Vater Hugo Kehr angestellt. Nach dem Tode ihres Vaters erbte sie seinen dortigen Handwerksbetrieb zur Herstellung und Vergoldung von Bilderrahmen. Sie gliederte ihm ein Geschäft an, in dem sie gerahmte Bilder und Hamburgensien verkaufte und heiratete den Kunsthändler Adolf Meyer. Sie betrieb eine Kunsthandlung am Neuen Jungfernstieg 17.

In der NS-Zeit trat sie im Juli 1937 der NSDAP bei. Ein naher Verwandtere von ihr – Kurt Meyer –war damals Ortsgruppenleiter der NSDAP und wohnte Esplanade 43. [1] In ihrem Entnazifizierungsverfahren wurde sie in Kategorie V (unbelastet) eingeordnet.
Ihre besondere Liebe galt der Musik. Deshalb brachte sie einen Großteil ihres erarbeiteten Vermögens in eine Stiftung ein zur Förderung von Musikstudentinnen und -studenten der Meisterklassen der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Hamburg. Die Elise-Meyer-Stiftung besteht seit 1991fördert Studentinnen und Studenten durch Preisverleihungen.
„Frau Meyer besuchte sehr häufig Opernaufführungen und Konzerte, zumal sich sowohl die Laeiszhalle (Musikhalle) als auch die Staatsoper Hamburg ganz in der Nähe ihres Hauses befanden. Musik gab ihr besondere Lebensfreude, Kraft und Zufriedenheit. Sie machte die Kulturförderung, insbesondere die Förderung des künstlerischen Nachwuchses im Bereich der Musik, zu ihrem Herzensanliegen. Sie erkannte den Zusammenhang zwischen hoher künstlerischer Qualität und kontinuierlicher Nachwuchsförderung. Durch die testamentarische Errichtung dieser Stiftung hat sie sich für die Förderung besonders begabter Musikstudenten ihrer Vaterstadt Hamburg eingesetzt.
Die Elise-Meyer-Stiftung fördert jährlich besonders begabte Musikstudenten durch die Vergabe von Stipendien in Form von Geldpreisen, wobei sich die Förderung ausschließlich auf Studierende der Hamburger Hochschule für Musik und Theater bezieht.
Gefördert werden Studierende der Fachrichtungen: Gesang (Kategorien Frauen- und Männerstimmen); Streicher (Kategorien hohe und tiefe Streicher); Klavier; Bläser Die Auswahl erfolgt aufgrund eines jährlichen Wettbewerbs in zwei Stufen, einer Vorrunde und einer Endrunde: Die Kandidaten spielen/singen zunächst in der Vorrunde einer Fach-Jury vor, die aus fünf Professoren der jeweiligen Fachrichtung besteht. Jede Fach-Jury benennt die besten Bewerber dem Stiftungsvorstand, der nach einem weiteren Vorspielen/Vorsingen die Preisträger auswählt. Hierdurch ist eine kompetente und objektive Auswahl der Preisträger gewährleistet. Für jede Fachrichtung können Erste, Zweite und Dritte Preise vergeben werden.
Die Preisvergabe erfolgt jährlich im Rahmen eines öffentlichen kostenlosen Preisträgerkonzertes im großen Saal (Forum) der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, in dem die Gewinner der 1. Preise ihr außerordentliches Können zeigen.
Im Juni 2011 wurden im 20. Preisträgerkonzert insgesamt 17 Stipendien in Form von Geldpreisen in einer Gesamtsumme von 42.000- Euro vergeben.
Im Gegensatz zu machen anderen preisverleihenden Stiftungen, die oftmals Ehrenpreise für die Lebenswerke verdienter Persönlichkeiten vergeben, fördert die Elise-Meyer-Stiftung junge Künstler am Anfang ihres beruflichen Werdegangs. Durch die Preisträgerkonzerte, die eine große Programmvielfalt bei hohem künstlerischen Niveau aufweisen und sich einer sehr großen Zuhörerzahl erfreuen, wird klassische Musik und das Wirken der Hamburger Hochschule für Musik und Theater einem größeren allgemeinen Publikum näher gebracht.
In der Satzung ist festgelegt, dass dem Stiftungsvorstand außer drei Professoren der Hochschule für Musik und Theater Hamburg ein musikinteressiertes Mitglied der steuerberatenden Berufe und ein musikinteressierter Bankkaufmann angehören. Dadurch ist gewährleistet, dass nicht nur die musikalischen und künstlerischen, sondern auch die steuerlichen und finanziellen Belange der Stiftung vom Vorstand berücksichtigt werden.“
(Auszüge aus: Portrait Stiftung, März 2012)