Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Fritz Haerlin

(28.11.1897 Hamburg – 22.10.1975 Hamburg)
Hotelier, Hotel Vier Jahreszeiten
Neuer Jungfernstieg 9-14


Fritz Haerlin „war seit 1919 Geschäftsführer des Hotels ‚Vier Jahreszeiten‘. 1932 übernahm er in der Nachfolge seines Vaters die Leitung. Er war passionierter Dressurreiter. 1933 schloss er sich der Reiter-SS an. In den 1930er Jahren war er einer der erfolgreichsten Dressurreiter in der SS. Ihn verbanden enge freundschaftliche Beziehungen mit dem SS-Gruppenführer Werner Lorenz, von 1934 bis 1937 Chef des SS-Oberabschnitts Nord, einem ebenfalls erfolgreichen SS-Reiter. In der SS erreichte Fritz Haerlin den Rang eines Hauptsturmführers.“ [1]

„Der Keller des Hotels ‚Vier Jahreszeiten‘ war ein Treffpunkt der Hamburger Swing-Szene. Dort war über viele Jahre, auch im Nationalsozialismus, der Musiker Theodor Schmidt unter seinem Künstlernamen ‚Teddy Sinclair‘ eine Institution. Der Pianist und Akkordeonspieler leitete eine kleine Kapelle. 1940 verhaftete ihn die Kriminalpolizei wegen ‚Verdachts widernatürlicher Unzucht‘, vermochte ihm homosexuelle Handlungen jedoch nicht nachzuweisen. Geschickt konnte er auch seine Nähe zur Swing-Szene zerstreuen. Dieses Schreiben des Hotelbesitzers dürfte seine Freilassung befördert haben.“[2]

Schreiben Fritz Haerlins vom 11. Dezember 1940 an den Rechtsanwalt Theodor Schmidts, Dr. Hermann Breiholdt Jungfernstieg 36 (Quelle: Staatsarchiv Hamburg 213-11_0739-41)
„Auf Ihre Bitte teile ich Ihnen – wie bereits mündlich erklärt – mit, daß der z. Zt. in Untersuchungshaft befindliche Theodor Schmidt mit etwa einjähriger Unterbrechung im ganzen 8 Jahre in meinem Hause tätig war. Er war Pianist und Kapellenleiter in meinem Jahreszeiten-Keller, wo er alle Zeit eine erstklassige Tanz- und auch Unterhaltungsmusik gespielt hat. Sein Benehmen im Hause war stets einwandfrei, seine Pflichtauffassung gerade als Musiker, beinahe vorbildlich zu nennen.
Beliebt und gern gesehen bei allen Mitarbeitern des Hauses, hat er den Gästen gegenüber stets Zurückhaltung gewahrt, trotzdem es ihm in seiner Eigenschaft als Musiker durch Einladungen seitens der Gäste nicht immer leicht gemacht wurde.
Wenn ihm, wie ich höre, nachgesagt wird, daß er in unzulässiger Weise mit einem Jungen sich eingelassen haben soll, so kann ich nur bestätigen, daß er während seiner Tätigkeit hier im Hause zu Klagen meinerseits keinen Anlaß gegeben hat. Es ist für mich außerordentlich schwierig, einen einigermaßen passenden Ersatz als Bar-Musiker zu bekommen, zumal, da der größte Teil des Publikums die ungezwungen-fröhliche Art seines Vortrags schätzte und auch schon oft nach ihm fragte.
Ich stelle Ihnen gern anheim, von meinen Ausführungen Gebrauch zu machen, bitte jedoch um baldgefl. Nachricht, ob und wann mit einer Entlassung des Schmidt zu rechnen ist. Heil Hitler!“[3] ....
„Nach dem Krieg war Fritz Haerlin kurze Zeit interniert. Nach seiner Entlassung eröffnete er ein Restaurant. 1952 gelangte er wieder in den Besitz des Hotels ‚Vier Jahreszeiten‘.“ [4]