Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Robert Finn

(11. Oktober 1899 – 1973 Hamburg)
Kaufmann, Vorstand im Eimsbütteler Turnverband
Adresse: Naumannsweg 2 (1933)
Wirkungsstätte: Eimsbütteler Turnverband, Bundesstraße 96


Seit 1974 hieß die Große Sporthalle des Eimsbüttler Turnverbandes (ETV) an der Bundesstraße, die zwischen 1941 und 1943 als Lager für 395 Zwangsarbeiter genutzt wurde, nach seinem von 1948 bis 1973 amtierenden ersten Vorsitzenden Robert Finn. Eine Gedenktafel erinnerte ebenfalls an ihn. Als jedoch die NS-Vergangenheit Robert Finns publik wurde, wurde die Sporthalle 2007 umbenannt in Große Sporthalle und die Gedenktafel abgenommen.

Bereits im Kindesalter von sieben Jahren wurde Robert Finn 1906 Mitglied im Eimsbütteler Turnverband. Nach Stationen in Brasilien, auf Gran Canaria, Hannover und Halle, kehrte der gelernte Kaufmann 1929 nach Hamburg zurück und avancierte nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten zum Abteilungsleiter für Schmieröle bei der Rhenania-Ossag, später – ab 1943 - .oblag Finn die Leitung der „Arbeitsgemeinschaft Schmierstoff-Verteilung“ (ASV)- ein kriegswichtiger Industriebereich. Zuvor war Finn 1940 der NSDAP beigetreten.

In seiner Freizeit war Finn nach wie vor im ETV aktiv und wurde zweiter Vereinsvorsitzender. In sein politisches Selbstbild passte es, sich für die Gleichschaltung des Vereins stark zu machen.

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus musste sich Finn „ab Oktober 1945 (…) vor einem Entnazifizierungsausschuss verantworten, der zu  dem Schluss kam, er sei ein ‚gefährliche[r] Nazi‘  mit einem ‚unaufrichtigen Charakter‘, der ‚innerlich […] zweifellos längst zum Nazi-System gehört‘ habe. [1]

Die Britische Militärregierung enthob Finn seines Amtes und sein Vermögen gesperrt. Dagegen ging Finn 1946 in Berufung. Dank vieler „Persilscheine“ seiner Freunde und Sportkollegen, die in ihren Leumundsaussagen versicherten, dass Finn nur auf Drängen in die NSDAP eingetreten sei, wurde Finn 1949 als „Entlasteter“ in Kategorie V eingestuft.