Sven von Müller
(11.10.1893 Berlin – 12.10.1964 Hamburg)
Journalist
Wirkungsstätte: Hamburger Fremdenblatt, Große Bleichen 38/52
Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde von Müller im Jahr 1920 als Hauptmann aus dem Militärdienst verabschiedet. Er studierte Jura sowie Nationalökonomie und arbeitete als Bankfachmann, bevor er eine journalistische Karriere anstrebte. 1925 begann er bei der Vossischen Zeitung als Schriftleiter und wechselte zu Beginn des Jahres 1933 als Chefredakteur zum Hamburger Fremdenblatt. Mit von Müller erlebte die ehemalige liberale Zeitung einen deutlichen Rechtsruck und schaltete sich in rasantem Tempo selbst gleich. In seinen Leitartikeln machte er seine Loyalität zum neuen NS-Regime deutlich: „Jede Zeitung, die ehrlich dem Vaterland dient, muß es heute als ihre Aufgabe betrachten, durch 'instruieren' die Vertrauensbasis der nationalen Regierung zu erweitern. […] Nicht als ängstliche Diener eines neuen Systems wollen wir unsere Pflicht tun, sondern als freiwillige und innerlich überzeugte Mitkämpfer für den Wiederaufstieg des deutschen Volkes.“ (zitiert nach: Christian Sonntag: Medienkarrieren: Biografische Studien über Hamburger Nachkriegsjournalisten 1946 -1949, München 2006, S. 259-260.) Von Müller trat 1937 der NSDAP bei und glaubte bis zum Kriegsende 1945 an den deutschen Sieg, „das deutsche Heldenlied dieses Krieges wird nicht mit einem kläglichen Mißton enden“(zitiert nach: Ebd.: Medienkarrieren, München 2006, S. 260.)
Nach Kriegsende musste sich von Müller 1946 vor der Spruchkammer verantworten. Ihm wurde es verboten, journalistisch tätig zu sein. Ein Jahr später wurde dieses Urteil durch den Berufungsausschuss aufgehoben und von Müller in Kategorie IV als Mitläufer eingestuft. Sein Berufsverbot wurde mit der Einschränkung relativiert, bis 1950 keine leitende Position als Chefredakteur oder Chef vom Dienst auszuüben. Im August 1949 wurde von Müller in der Kategorie V Entlastete eingestuft. In den Nachkriegsjahren wurde von Müller Leiter der Presseabteilung der Esso AG, war als freier Journalist für die Welt am Sonntag tätig und gründete später eine eigene PR-Agentur. Zu seinem Tod veröffentlichte die Welt 1964 einen Nachruf für den „großen Journalisten“, der „in schwierigen Zeiten eine selten geschickte Feder“ hatte. (zitiert nach: Ebd.: Medienkarrieren, München 2006, S. 260.)
Text: Katharina Tenti