Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Erwin König Dr. Erwin König

(1880-1960)
Chirurg am Allgemeinen Krankenhaus Harburg
Eißendorfer Pferdeweg 46 (Wohnadresse)
Erwin-König-Weg, Heimfeld (benannt 1976)


Erwin König wurde am 4.11.1880 in Berlin geboren. Von Beruf war er Facharzt für Chirurgie. Seit Anfang 1930 bis nach der Befreiung vom Nationalsozialismus war er ärztlicher Direktor des Allgemeinen Krankenhauses Harburg.

Vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gehörte König der Deutschnationalen Volkspartei an.

Laut seines Entnazifizierungsfragebogens gehörte er nie der NSDAP an.[1]

Seit 1934 war er Mitglied der NSV. Siewar „mit 17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Deutschen Arbeitsfront die größte und in der Öffentlichkeit bekannteste NS-Massenorganisation. (…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die NSV zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrt tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten, deren finanzielle Mitter zu beschneiden und auch die von den Kommunen getragene öffentliche Fürsorge einzuschränken. Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren und dort spezifische Akzente zu setzen. Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der NSV populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der NSV von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt, indem v. a. ‚rassisch wertvolle‘. Nur zeitweilig in eine Notlage geratene Bedürftige gefördert werden sollten, während ‚Minderwertige‘, ‚Asoziale‘, Alte und Kranke der (Minimal-) Unterstützung der öffentlichen Fürsorge überlassen wurden.“ [2]

Seit 1935 gehörte König dem NSD Ärztebund an. Diese Vereinigung hatte sich 1929 auf dem vierten Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg gegründet. „Ende 1932 besuchten mehrere hundert Ärzte zum ersten Mal einen rassenhygienischen Schulungskurs. Bis 1938 zählte der N. ca. 30 000 Mitglieder. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Gleichschaltung der Ärzteschaft und der rassenhygienischen Propaganda. Nach dem Krieg wurde er durch das Kontrollratsgesetz Nr. 2 für ungesetzlich erklärt.“ [3]

Seit seinem Bestehen ab Oktober 1933 war König auch Mitglied im Reichsbund der Deutschen Beamten. Hier handelte es sich um eine der NSDAP angeschlossene Zwangsorganisation der deutschen Beamten. „Die Hauptaufgabe des R. lag in der ‚Erziehung der Mitglieder zu vorbildlichen Nat.soz‘ und in der ‚Durchdringung mit nat.soz. Gedankengut‘. Die Einheitsorganisation stand unter der personellen Führung des Amtes für Beamte der NSDAP und war in 14 Fachschaften (im Krieg 15) eingeteilt.“ [4]. Seit über zwanzig Jahren war er Mitglied im VDA.

Seit seinem Bestehen gehörte König dem Reichskolonialbund an. „Der Reichskolonialbund (RKB) war die Sammlungsorganisation unter Franz Ritter von Epp in der Zeit des Nationalsozialismus, in der zwischen 1933 und 1943 alle Kolonialorganisationen (u.a. Deutsche Kolonialgesellschaft) zusammengefasst waren.“ 5) Er gründete sich im Sommer 1933 „ als Dachorganisation diverser, noch selbständiger Kolonialgesellschaften und Verbände. Erst in einem zweiten Schritt wurden im Frühjahr 1936 auf Druck der Nationalsozialisten zunächst die Einzelorganisationen aufgelöst und dann am 12. Mai 1936 ein gemeinsamer Verband, der ‚neue Reichskolonialbund‘, als zentral gelenkte Organisation gegründet (…) Die Umwandlung bzw. Neugründung des RKB 1936 erfolgte jedoch nicht im Sinne der NSDAP, da es sich weiter um einen rechtlich selbstständigen Verein - mit der Betonung der Eigenständigkeit außerhalb der Parteiorganisation - handelte. Schon zwei Monate später sollte der Reichskolonialbund deswegen durch einen Erlass des ‚Stellvertreters des Führers‘, Rudolf Heß, wieder aufgelöst werden. Erst nach langwierigen Verhandlungen zwischen von Epp und Hitler wurde dieser Auflösungserlass im Oktober 1936 wieder zurückgezogen. Der RKB ließ sich im Sinne des Regimes für Propagandazwecke instrumentalisieren und wurde dafür als parteiunabhängige Organisation toleriert. Der Reichskolonialbund gab Zeitungen und eine Vielzahl von Agitationsschriften heraus, organisierte Vorträge und warb mit diversen Mitteln darum, die ‚koloniale Frage‘ offen zu halten. Die Mittel dafür bezog er teils aus staatlicher Unterstützung, hauptsächlich aber aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und Verlagseinkünften (Bücher und Zeitungen). (…). Zum Dezember 1938 überschritt die Mitgliederzahl die ursprünglich von der NSDAP festgesetzte Höchstgrenze von 1 Million Mitglieder und wuchs weiter. Kurz vor der Auflösung gliederte sich der RKB am 1. Januar 1943 in 41 Gauverbände, ca. 900 Kreisverbände und 12.800 Ortsverbände. Er hatte inzwischen 2.160.000 Mitglieder, darunter ca. 50.000 ehrenamtliche Amtsträger. Der Reichskolonialbund führte neben dutzenden Kolonialausstellungen auch Reichskolonialtagungen durch. (…) Spätestens bei Beginn des Zweiten Weltkrieges (1939) nahm das Interesse der Staatsführung an einer weiteren Diskussion um die Wiedererlangung der früheren Kolonien stetig zugunsten der europäischen Eroberungen ab. Das Kriegsziel war der ‚Lebensraum im Osten‘und nicht die alten Kolonien. Nach Streichung der Zuschüsse und jahrelanger Duldung wurde der Reichskolonialbund schließlich zum 15. Februar 1943 auf Weisung von Martin Bormann aufgelöst und das Vermögen auf die NSDAP übertragen, also faktisch beschlagnahmt Mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945 wurde der Reichskolonialbund durch den Allierten Kontrollrat verboten und eine Neugründung untersagt. (…).“ [5]

Zwei Jahre war König Mitglied des NS-Altherrenbundes. „Der Nationalsozialistische Altherrenbund der Deutschen Studenten (NSAHB) war eine nationalsozialistisch gesteuerte Vereinigung von Akademikern, deren Hauptzweck darin bestand, die Tätigkeit des NS-Studentenbundes (NSDStB) an den Hochschulen zu unterstützen. Die Organisation wurde 1931 unter der Bezeichnung NS-Studentenkampfhilfe gegründet, um nationalsozialistische Akademiker zusammenzufassen und insbesondere den NSDStB finanziell zu unterstützen. Nachdem die Organisation zwischenzeitlich ihre Bedeutung fast gänzlich verloren hatte, wurde sie am 14. Mai 1936 durch Verordnung des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß erneuert und ein Jahr später durch einen weiteren Heß-Erlass zum ‚einzigen von der NSDAP anerkannten Zusammenschluss von Alten Herren der deutschen Hoch- und Fachschulen‘ erklärt. Hintergrund für diese Entwicklung war die seit 1934/1935 erfolgte Auflösung der meisten alten Studentenverbindungen bzw. ihre Umwandlung in Kameradschaften des NSDStB.

Der neugeschaffene Verband sollte daher die ‚heimatlos‘ gewordenen Altherrenverbände der aufgelösten Korporationen und deren erhebliche Vermögen (Verbindungshäuser) zusammenfassen und mit ihrer finanziellen Beitragskraft für die neuen Kameradschaften dienstbar machen. Dementsprechend wurde er 1938 in NS-Altherrenbund umbenannt und als eine ‚von der NSDAP betreute Organisation‘ der Reichsstudentenführung unterstellt. Diese richtete zu diesem Zweck ein eigenes Amt NS-Altherrenbund ein, das folgende Aufgaben erhielt:

· Ausrichtung des NS-Altherrenbundes im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung,

· Erfassung aller ehemaligen Hoch- und Fachschüler in Gemeinschaften auf freiwilliger Grundlage,

· Förderung der lebendigen Verbindung zwischen den jungen Studenten und den Alten Herren,

· ideelle und finanzielle Förderung des NSDStB, Errichtung und Unterhaltung von Häusern für die Kameradschaften des NSDStB.

(…) Die Organisation zählte im Juli 1939 nach eigenen Angaben 75.000 Mitglieder. Altherrenvereine, die sich weigerten, dem NS-Altherrenbund beizutreten oder dort nicht erwünscht waren (wie die katholischen Altherrenvereine) wurden im Zuge des Himmler-Erlass vom 20. Juni 1938 aufgelöst. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der NSAHB wie alle anderen NS-Organisationen durch das Kontrollratsgesetz Nr. 2 aufgelöst.“ [6]

Ebenfalls gehörte König seit dessen Bestehen dem Reichskriegerbund an.