Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Kronprinz Wilhelm Friedrich Wilhelm Victor August Ernst, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen

(6.5.1882 Potsdam -20.7.1951 Hechingen)
Kronprinzenstraße, Osdorf (benannt vor 1920)
Kronprinzkai, Steinwerder (1902), als Kai des Kaiser-Wilhelm-Hafens benannt nach dem Kronprinzen


Kornprinz Wilhelm wurde deshalb in diese Datenbank aufgenommen, weil nach ihm in Hamburg zwei Straßen benannt sind. Kronprinzenstraße, Osdorf, benannt vor 1920 und Kronprinzkai, Steinwerder, benannt 1902.
Kornprinz Wilhelm unterstützte jahrelang das NS-Regime.
Friedrich Wilhelm Victor August Ernst, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen war während der Regierung seines Vaters Wilhelms II. von 1888 bis zur Abschaffung der Monarchie 1918 preußischer und deutscher Kronprinz.
Kronprinz Wilhelm trat 1930 dem Stahlhelm bei. „1932 wurde in der DNVP erwogen, ob Wilhelm bei der Reichspräsidentenwahl 1932 als Kandidat der Einheit im Lager der Nationalisten antreten solle, um zu verhindern, dass es zu einem Wahlkampf zwischen Amtsinhaber Hindenburg und dem Herausforderer Adolf Hitler käme – vorausgesetzt, dass sich beide in dem Fall zurückziehen würden. Wilhelm lud Hitler dazu auf Schloss Cecilienhof ein, um eine Machtteilung zwischen ihm als Präsidenten und Hitler als Kanzler zu erörtern. Hitler stimmte dem Plan zu, jedoch scheiterte er am Einspruch von Wilhelms Vater. Dieser schrieb in seinem Brief aus dem Exil unter anderem: ‚[…] Wenn Du diesen Posten übernimmst, so musst Du den Eid auf die Republik schwören. Tust Du das und hältst ihn, so bist Du für mich erledigt. Ich enterbe Dich und schließe Dich aus meinem Hause aus. Schwörst Du nur, um den Eid bei Gelegenheit zu brechen, so wirst Du meineidig, bist kein Gentleman mehr und für mich auch erledigt. Hohenzollern brechen ihren Eid nicht. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass die Hohenzollern über den republikanischen, roten Ebertschen Präsidentenstuhl wieder zur Macht gelangen.‘
Hitler machte sich Wilhelm in den Jahren bis 1933 geschickt zu Nutze. Bereits 1926 hatte Hitler bei einem Besuch auf Schloss Cecilienhof Wilhelm versichert, politisch allein die Wiederherstellung der Monarchie und der Herrschaft des Hauses Hohenzollern zu verfolgen. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 unterstützte Wilhelm die Kandidatur Hitlers, der jedoch gegen Hindenburg unterlag. Am 14. April 1932 protestierte er bei Reichsinnenminister Wilhelm Groener gegen das am Tag zuvor ergangene Verbot der SA und SS mit den Worten: ‚[…] Ich kann diesen Erlass nur als schweren Fehler bezeichnen. Es ist mir auch unverständlich, wie gerade Sie als Reichswehrminister das wunderbare Menschenmaterial, das in der SA und SS vereinigt ist und das dort eine wertvolle Erziehung genießt, zerschlagen helfen.‘
Im Januar 1933 setzte sich Wilhelm mit Elard von Oldenburg-Januschau und anderen bei Hindenburg für die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ein, während die Kanzlerschaft seines langjährigen Freundes Kurt von Schleicher als gescheitert galt. Er zeigte seine Freude über die Kanzlerschaft Hitlers und äußerte die Erwartung, dass dieser Mann für Deutschland schaffen könnte, was Mussolini in Italien gelungen sei. Im selben Jahr trat er der Motor-SA bei, die im Folgejahr in das Nationalsozialistische Kraftsportkorps (NSKK) übernommen wurde.
In der Folgezeit warb er für das junge Regime und verteidigte es mit offenen Briefen gegenüber der Weltöffentlichkeit. An Geraldine Farrar schrieb er im April 1933, die Juden hätten christliche Eliten vertrieben und seien verantwortlich für die Wirtschaftskrise. Dem ‚genialen Führer Adolf Hitler‘ müsse man die notwendige Zeit für ‚gewisse Aufräumarbeiten‘ lassen, sein Kampf gegen den Kommunismus werde ‚für die ganze Welt‘ geführt, die ihm noch danken werde.[
Nach der Ermordung seines Freundes Schleicher am 30. Juni 1934 und der Festnahme seines Adjutanten Major a. D. Louis Müldner von Mülnheim am 1. Juli 1934 während des ‚Röhm-Putschs‘ bestimmten das Bestreben nach Existenzsicherung und der Drang zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben Wilhelms Haltung. In der knapp vierwöchigen Gestapo-Haft, (…) war Müldner klargemacht worden, dass er sich in Zukunft ‚monarchischer Umtriebe‘ zu enthalten habe. Als 1936 ein privates Glückwunschtelegramm des Kronprinzen an den erfolgreichen Kriegsherrn Benitio Mussolini durch die Weltpresse ging und dabei als unerwünschte politische Stellungnahme zu einem Konflikt mit der NS-Führung führte, trat Wilhelm aus dem NSKK aus.“[1]
Da Hitler sich öffentlich gegen die Monarchie gewandt hatte, wandte sich Wilhelm vom NS-Regime ab. 1941 nahm er „lose Verbindungen zum Widerstandskreis um den preußischen Finanzminister Johannes Popitz auf, der monarchistische Restaurationspläne hegt.“[2]
„Dem Staatsstreich vom 20. Juli entzog er sich jedoch und wies auch seinen Sohn Louis-Ferdinand an, sich davon fernzuhalten.
Nach Kriegsende wurde er von marokkanischen Truppen in Vorarlberg gefangen genommen (…). [Er wurde] (…) für drei Wochen in Lindau inhaftiert. Aus dieser Gefangenschaft kam der Kronprinz laut Aussage seiner Frau als gebrochener Mann zurück. Anschließend wurde er am selbstgewählten Wohnort Hechingen mehrere Jahre unter Arrest gestellt, wobei er sich in einem Umkreis von 25 km frei bewegen durfte. Dort lebte er bis Oktober 1945 auf der für Wohnzwecke kaum geeigneten Burg Hohenzollern, dann in einer geräumigen Villa, ein Jahr später bis zum Tod in einem kleineren 5-Zimmer-Haus.“ [3]