Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Christopher Harms Christopher Johann Hennig Harms

(2.8.1908 Kirchwerder - 25.2.1982 Hamburg)
Schumachermeister aus Kirchwerder, Stifter
Christopher-Harms-Weg, Kirchwerder (benannt seit 2003)
Christopher Harms verfügte testamentarisch, dass eine Stiftung für benachteiligte Kinder aus den Vier- und Marschlanden zu gründen sei.


Christopher Harms wuchs mit sechs Geschwistern in Kirchwerder auf und erlernte bei seinem Vater das Schuhmacherhandwerk. Am 29.6.1934 heiratete er Anne Gimpler, die Ehe blieb kinderlos. Als Eintrittsdatum auf seiner NSDAP-Mitgliedskarte, Nr. 4606906, ist der 1.5.1937 verzeichnet, als Antragsdatum der 28.5.1937. Der Grund für die Diskrepanz: Die NSDAP hatte aus Angst vor „Konjunkturrittern” zum 1.5.1933 eine allgemeine Mitgliederaufnahmesperre verhängt. Diese wurde 1937 wieder gelockert und als Aufnahmedatum für Parteianwärter einheitlich der 1.05.1937 festgelegt, unabhängig vom Antragsdatum. Am 12.12.1938 legte Christopher Harms die Schuhmacher-Meisterprüfung ab. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Soldat eingezogen und kehrte 1949 aus russischer Gefangenschaft zurück nach Kirchwerder. Da er bei der Arbeit den ganzen Tag in seiner Werkstatt sitzen musste, beschäftigte er sich in seiner Freizeit zum Ausgleich mit dem Anbau von Obst und Gemüse. Als er mit 73 Jahren starb, hinterließ er ein Testament, in dem er verfügte, dass sein Vermögen bei der Kirchwerder Sparkasse anzulegen sei und die Zinsen bedürftigen Kindern in den Vier- und Marschlanden zugute kommen sollte. Dabei handelte es sich ursprünglich um rund 20.000 Mark jährlich, 2010 waren es 8000 Euro. Die Hamburger Senatskanzlei genehmigte die Satzung der Stiftung am 5.11.1984, der Stiftungsvorstand, der über die Verwendung der Zinsen entscheidet, besteht seither aus einem Vorstandsmitglied der Vierländer Volksbank, einem Richter am Bergedorfer Amtsgericht und einem Bergedorfer Rechtsanwalt. Die ausgewählten Kinder bekommen kein Bargeld, sondern Gutscheine, gegen die sie in bestimmten Bergedorfer Geschäften Schuhe oder Kleidung erhalten. Um zu erfahren, welche Kinder einen Zuschuss bekommen sollten, erkundigt sich der Vorstand unter anderem bei Kirchengemeinden und beim Ortsamt der Vier- und Marschlande.
Text: Frauke Steinhäuser