Bramfeld, Rahlstedt mit Meiendorf
Stadtteile Bramfeld, Rahlstedt mit Meiendorf – in der NS-Zeit
Die heutigen Hamburger Stadtteile Bramfeld, Rahlstedt mit Meiendorf, Sasel, Wellingsbüttel, Poppenbüttel und Bergstedt waren spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts holsteinisch-dänisch, auch wenn in den Jahrhunderten zuvor Hamburg dort aus unterschiedlichen Gründen bereits Einfluss gewonnen hatte. Nach dem von Preußen gewonnenen dänisch-preußischen Krieg wurden sie dem preußischen Landkreis Stormarn zugeordnet. In diesem Landkreis gab es im November 1932 noch eine rechnerische linke Mehrheit: SPD 17.466, KPD 10.321, NSDAP 22.679, DNVP 1.190. Im März 1933 lagen die rechten Parteien dann weit vorn: SPD 17.021, KPD 8.807, NSDAP 30.701, Kampfbund Schwarz-Weiß-Rot 7.321. Für die meisten der hier behandelten Stadtteile bzw. Dörfer liegen uns detailliertere Wahlergebnisse nicht vor.
Das Dorf Bramfeld, an einem alten Verkehrsweg zwischen Hamburg und Lübeck gelegen, stand ebenfalls bis 1864 unter dänischer Verwaltung. Als es unter preußische Hoheit kam, wurde es dem Kreis Stormarn zugeschlagen. Die Nähe zu Hamburg und Barmbek (das 1894 ein Stadtteil Hamburgs wurde), führte zu einer stark wachsenden Bevölkerungszahl zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Arbeiterfamilien hatten sich hier niedergelassen, die Barmbeker Fabriken waren gut erreichbar. Bramfeld war fast vollständig von zu Hamburg gehörigen Gebieten umschlossen, konnte aber beim Ausbau der eigenen Infrastrukturen (z. B. Elektrizität, Wasser, Straßen) nicht von den Einrichtungen der Großstadt profitieren. Das Dorf war so zwar zu einer Art Vorort Hamburgs geworden, ohne jedoch seine ländliche Struktur einzubüßen. Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz 1937 verlor es seine Eigenständigkeit und wurde hamburgisch. Bis in die 1940er Jahre prägten Gehöfte, Gemüse- und Rhabarberfelder das Bild Bramfelds.
Durch den hohen Arbeiteranteil an der Bevölkerung war auch die KPD in den 1920er Jahren in Bramfeld erstarkt. Während des Hamburger Aufstands 1923 stürmte eine militärische Formation der KP Wasserkante die Bramfelder Polizeiwache und erbeutete einige Waffen. Bei der Reichstagswahl im November 1932 überwogen die Stimmen für SPD und KPD: SPD 1.211, KPD 1.409, NSDAP 1.099, DNVP 343. Im März 1933 waren die Anteile der linken Parteien ähnlich hoch, allerdings hatte die NSDAP kräftig dazu gewonnen: SPD 1.221, KPD 1.328, NSDAP 1.665, Kampfbund Schwarz-Weiß-Rot 275. Die immer noch spürbare Stärke der linken Parteien forderte die NSDAP im Sommer 1933 zu einer besonderen Aktion heraus: Im Zuge eines „Propagandamarsches“ am 19. August 1933 holten SA-Leute bekannte Mitglieder der linken Parteien aus den Häusern und zwangen sie unter Misshandlungen, NS-Propagandamaterial zu verteilen und nationalsozialistische Lieder zu singen.
Das ehemalige Dorf Rahlstedt wurde 1248 erstmalig urkundlich erwähnt. Vom 14. bis 16. Jahrhundert gehörte es, wie auch das benachbarte Meiendorf, dem Hamburger Domkapitel, danach wurden beide Dörfer holsteinisch, damit dänisch und später preußisch. Einen Entwicklungsschub löste 1893 die Errichtung einer Bahnstation in Rahlstedt aus. Damit wurde der Ort für wohlhabende Hamburger interessant, die sich hier teils imposante Villen errichten ließen und mit dem Zug ihre Büros und Geschäfte in Hamburg bequem erreichen konnten. 1927 wurde das kleinere Meiendorf nach Rahlstedt eingemeindet und 1937 kamen beide Orte mit dem Groß-Hamburg-Gesetz zu Hamburg. Bei den Märzwahlen 1933 erlangten die rechten Parteien eine erdrückende Stimmenmehrheit: SPD 1.579, KPD 827, NSDAP 4.327, Kampfbund Schwarz-Weiß-Rot 1.533.
Text von Ulrike Sparr, entnommen aus dem Buch von Ulrike Sparr und Björn Eggert: Stolpersteine in Hamburg. Biographische Spurensuche. Herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden. Hamburg 2011.