Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Werner Kloos

(23.11.1909 Friedberg – 26.6.1990 Bremen)
Kunsthistoriker, Direktor der Hamburger Kunsthalle
Alte Rabenstraße 4 (Privatadresse)


Promotion in Kunstgeschichte. AB Oktober 1933 Mitglied der NSDAP. Mitglied der SS, ab 1938 Kustos der Hamburger Kunsthalle, ab., 1941 deren Direktor. Maike Bruhns schreibt in ihrem Buch „Kunst in der Krise“ über Kloos: „Der Schwerpunkt seiner Veröffentlichungen lag im Mittelalter, der Romantik, besonders bei Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich und im 19. Jahrhundert, in dem Hans Thoma sein bevorzugter Maler war. Auch seine Erwerbungen hielten sich in diesen Grenzen, er rechnete sich 1946 zum Verdienst an, die Sammlung mit einer Auswahl ‚guter deutscher‘ und hamburgischer Meister des 19. Jahrhunderts bereichert zu haben. Daß diese Erweiterung mit Opfern der Moderne erkauft war, daß sein eigenmächtiges Aussondern nicht genehmer moderner und ausländischer Kunst im Tausch gegen meist zweitrangige Bilder der vergangenen Jahrhunderte der Sammlung der Kunsthalle hochrangiger Schaden zugefügt hatte, verschwieg er. (..) Auch die Aktion ‚Entartete Kunst‘, die 1937 die Sammlung radikal der Moderne entkleidete, fiel in seine Ägide. Obwohl ihm im Entnazifizierungsverfahren seine Haltung später nicht angelastet wurde, bedrückte ihn die Staatsaktion, denn er entschuldigte sich mit Konflikten zwischen dem verantwortlichen Museumsmann und dem SS-Gefolgsmann. Daß ihm bei Weigerung der Herausgabe Erschießung gedroht hätte, wie er erklärte, ist allerdings wenig wahrscheinlich. (…)[1]

Über Kloos Umgang mit jüdischen Künstler schreibt Maike Bruhns: „Kloss (…), als überzeugter Nazi, ächtete die Werke jüdischer Künstler und ausländischer Maler, veräußerte beispielsweise 1940 Liebermann-Bilder aus dem Bestand der Kunsthalle und grenze widerholt nichtdeutsche Kunst aus. Die Frage, ob Marées jüdische Vorfahren gehabt hatte oder gar ‚Halbjude‘ war, veranlaßte ihn, die sechs Marées-Gemälde der Sammlung vorsichtshalber im Magazin zu lassen. Andererseits wahrte Kloos den Bestand nach Kräften, wehrte eigenmächtige Übergriffsversuche der Machthaber auf Staatsbesitz ab, wie die geforderte Herausgabe des großen Makart-Bildes oder der in Hamburg beliebten ‚Hülsenbeckschen Kinder‘ von Philipp Otto Runge. Auch die angeordnete Kennzeichnung von Büchern jüdischer Autoren in der Bibliothek unterblieb (…).“ [2]
„Seinen Mitarbeitern schien er leicht zu beeinflussen, ein loyaler NS-Parteigänger mit wenig Zivilcourage. (…) Wegen seiner engen Verbindungen zur NSDAP wurde Kloos am 8. September 1945 ohne alle Bezüge aus dem Direktorat der Kunsthalle entlassen. In seinem  am 5. August 1946 erhobenen Einspruch im Entnazifizierungsverfahren gab er sich als harmlosen, unpolitischen Zeitgenossen aus. (..) Erstaunlicherweise stellte sich Kloos in seinem Bericht gar als Kritiker des Nationalsozialismus hin: sein vordringlichstes Anliegen sei stets gewesen, die Kunsthalle möglichst unabhängig zu erhalten. (…) Eine Pensionszahlung konnte er trotz der zuletzt erfolgten Einstufung in Kategorie V nicht erreichen. Es gelang ihm aber, in Bremen eine neue Existenz zu starten. Er übernahm das sehr zerstörte Focke-Museum und baute es bis 1974 wieder auf.“ [3]