Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Siegfried Gräff Siegfried (Wilhelm) Gräff

(22.3.1887 Karlsruhe – 2.11.1966 Burgberg/Schwarzwald)
Mediziner (Pathologe), Universitätsprofessor
Hoheneichen 24 (Privatadresse)


1912 Promotion. 1930 Ernennung zum Professor an der Universität Hamburg. Christine Pieper schreibt über Siegfried Gräff in der Hamburgischen Biografie: „Sein Ruf auf die Stelle des Leitenden Oberarztes des großen Pathologischen Instituts des Allgemeinen Krankenhauses Barmbek war seiner wissenschaftlichen Reputation zu verdanken. (…)

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme trat Gräff 1933 in den ‚Stahlhelm‘ ein. Es folgten weitere Mitgliedschaften in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und im Reichsbund deutsche Familie seit 1934. Im Reichsbund der deutschen Beamten seit 1935, in der NSDAP seit 1937 sowie im Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund (NSDÄB), im Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) und im Reichskolonialbund seit 1941. Der ärztliche Direktor des Allgemeinen Krankenhauses Barmbek, Edgar Reye, bescheinigte Gräff 1936, dass er ‚fest auf dem Boden des Nationalsozialismus‘ stehe. Nachdem ihm das Allgemeine Krankenhaus Barmbek seine ‚arische‘ Abstammung bestätigt hatte, wurde er 1939 zum außerplanmäßigen Professor berufen. Während des Zweiten Weltkrieges hielt er seine öffentlichen Vorträge – zumeist über Infektionskrankheiten – in Uniform, wie der ‚Hamburger Anzeiger‘ am 13. Januar 1944 berichtete.

In der Nachkriegszeit wurde Gräff auf Anordnung der britischen Militärregierung am 10. Januar 1946 aus dem Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg entlassen. Aufgrund seines Einspruchs fand eine erneute Überprüfung seiner politischen Aktivitäten statt. Der beratende Ausschuss der Medizinischen Fakultät der Universität war der Meinung, dass Gräff nicht zu den aktiven Nationalsozialisten zu zählen sei und empfahl seine Wiedereinstellung. Der Betriebsrat des Allgemeinen Krankenhauses Barmbek schloss sich diesem Votum an. Im November 1946 teilte ihm die Hochschulabteilung der Schulverwaltung Hamburg schließlich mit, dass er seine Vorlesungstätigkeit wieder aufnehmen könnte. Seit diesem Zeitpunkt arbeitete er auch wieder im Allgemeinen Krankenhaus Barmbek. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1952 hatte Gräff über 200 wissenschaftliche Arbeiten verfasst.“ [1]