Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Peter Paul Koch

(15. März 1879 Mainz - 1.10.1945 Hamburg)
Experimentalphysiker, Professor der Universität Hamburg
Adresse: Klosterallee 68 (1933), Eisenlohrsweg 6 (1940)
Wirkungsstätte: Universität Hamburg, Physikalisches Institut, Jungiusstraße 9


Koch studierte Physik und Naturwissenschaften in Würzburg und München und schloss sein Studium 1902 mit einer Promotion bei Wilhelm Röntgen ab. Zwischen 1900 und 1907 war er als Assistent an der Universität München beschäftigt und arbeitete an seiner Habilitation, die er 1907 beendete. Danach lehrte er zunächst als Privatdozent weiter in München, bevor er 1913 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. Im Jahr 1919 nahm er einen Ruf zum ordentlichen Professor für Experimentalphysik an die neu gegründete Universität in Hamburg an und wurde Direktor des Physikalischen Staatsinstituts. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten trat Koch in die NSDAP ein und gehörte am 11. November 1933 zu den Unterzeichnern des „Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“. Zudem engagierte er sich als NSDAP-Blockleiter, hielt Vorträge zur „Wehrtechnik und Weltkrieg und Gegenwart“ und machte sich innerhalb des eher unpolitischen Physikalischen Instituts unbeliebt. Sol lieferte er sich Machtkämpfe mit Kollegen, drohte mit Verleumdungen und denunzierte die Physiker Kollegen Paul Harteck und Hans Jensen bei der Gestapo. In einem Brief an den vertriebenen und ins Exil gegangenen Hamburger Physiker Otto Stern schrieb Hans Jensen im April 1946: „Als Hamburger Klatsch wird Sie vielleicht interessieren, daß Ihr geschätzter Kollege, P.P. Koch, sich allmählich zu einem verbissenen Nazi entwickelt hatte und u.a. Harteck und später auch mich bei der Gestapo denunziert hat. […] Auch Herrn Lenz versuchte Koch aus dem Amt zu bringen, was an der anständigen Haltung der Fakultät scheiterte...“ (zitiert nach: Wolfgang Walter: Otto Stern, Leistung und Schicksal, in: Eckhart Krause/ Ludwig Huber/ Holger Fischer (Hg.): Hochschulalltag im „Dritten Reich“, Berlin/ Hamburg 1991, S. 1149.)

Nach Kriegsende 1945 wurde Koch durch die britische Militärregierung entlassen. Am 1. Oktober 1945 tötete er sich durch Zyankali selbst. 

Text: Katharina Tenti