Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv
Neuer Jungfernstieg 21
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden auch missliebige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des HWWA und des 1937 als private Rechtsform gegründeten „Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Instituts“ (HWWI), dessen Aufgabe es u. a. war, „(…) in Übereinstimmung und ständiger Fühlung mit den maßgebenden Stellen des Reiches und der NSDAP, das im Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv anfallende Nachrichtenmaterial, insbesondere soweit es ausländischen Ursprungs ist, zum allgemeinen Nutzen auszuwerten,“[1] verfolgt und vertrieben. Helmut Leveknecht nennt in seiner 1998 verfassten Chronik über das HWWA folgende Namen von Verfolgten: „Dr. Georg Sacke (Osteuropa-Referent im HWWI), Rosemarie Sacke (Übersetzerin im HWWI), Dr. Ulrich Küntzel [geb. 1904] (USA-Referent im HWWI), Prof. Dr. Carl Rathjens [1887– 1966] (wissenschaftlicher Mitarbeiter im HWWA), Dr. Eduard Rosenbaum [1887–1979] (Hauptschriftleiter des ‚Wirtschaftsdienst‘), Prof. Dr. Paul Heile [1884–1958] (Hauptschriftleiter des ‚Wirtschaftsdienst‘ und danach Bibliotheksleiter im HWWA), Prof. Dr. Fritz Terhalle [1889–1962] (Direktor des HWWA), Max M. Warburg [1867–1946] (Leiter des kaufmännischen Beirates des HWWA und Mitglied des Verwaltungsrates des ‚Wirtschaftsdienst‘) und Prof. Dr. Kurt Singer [1886–1962] (ehemaliger Hauptschriftleiter des ‚Wirtschaftsdienst‘).“[2]
Nach Kriegsbeginn wurde das HWWA für das Publikum geschlossen, doch die Sammeltätigkeit ausländischer Zeitschriften ging weiter.
Im Mai 1945 ließ die britische Militärregierung das HWWI und das HWWA schließen. Der Bestand wurde gesichtet und dann ca. 20 Prozent von ihm beschlagnahmt. Ein Jahr später, im Oktober 1946, wurde die Sperre für das HWWA aufgehoben. Ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die NSDAP-Mitglieder gewesen oder nach 1933 eingestellt worden waren, wurden weder erneut eingestellt, noch durften sie das Archiv betreten. Ab dem 1. Oktober 1948 stand das HWWA der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung.