Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Heinrich Eichmeyer

Firma Eichmeyer & Co., profitierte von der „Arisierung“
Mönckebergstraße 15


Der Historiker Björn Eggert schreibt in seiner Biografie über Clara Feldberg (9.4.1870 Witten/Ruhr- Suizid am 25.10.1941 Hamburg) unter www.stolpersteine-hamburg.deüber die „Arisierung“  der Damen-Konfektionsfirma „Gebrüder-Feldberg“ Mönckebergstraße 15/17. „Wirtschaftlicher und politischer Druck der NS-Machthaber sorgten dafür, dass die Firma Gebrüder Feldberg an ‚arische‘ Eigentümer veräußert werden musste. Am 17. Mai 1938 erwarb die Firma Eichmeyer & Co. (Inhaber Heinrich Eichmeyer) das renommierte Geschäft inklusive des Gebäudes in der Mönckebergstraße. Der Schriftzug ‚Gebr. Feldberg‘ verschwand von der Fassade. In den späteren Akten des Amtes für Wiedergutmachung liest sich die ‚Arisierung‘ wie ein ganz legaler Eigentümerwechsel: ‚Der Kaufpreis (der Gebäude) wurde teils dadurch berichtigt, daß die Firma Eichmeyer Kommanditgesellschaft auf den Grundstücken lastende Hypotheken übernahm, teils einen Betrag an die Commerz- und Privatbank AG als Treuhänder mit der Massgabe zahlte, dass diese, nachdem die fälligen Reichsfluchtsteuerbeträge, Judenvermögensabgaben, Abgaben an den Jüdischen Religionsverband sowie sämtliche mit dem Verkauf verbundene Gebühren, Steuern, Abgaben, Provisionen, Auslagen usw. von ihr bezahlt sind, den verbleibenden Betrag nach Aufgabe der Verkäufer an die von der Devisenstelle bestimmten Konten abführt.‘
Auf die Details der Vertragsgestaltung hatte der NSDAP-Gauwirtschaftsberater von Hamburg direkt Einfluss genommen. Schriftlich wurden Änderungen zu Lasten der jüdischen Firmeninhaber diktiert: ‚§7 – Die Umsatzsteuer hat der Verkäufer zu zahlen. §8 Ziffer 2 – Der Verkäufer darf zur Einarbeitung des neuen Inhabers längstens bis zum 1. Oktober 1938 im Geschäft tätig sein. Der im Nachtrag zum Kaufvertrag vom 17. Mai 1938 getroffenen Vereinbarung (Ziffer 2), dass der bisherige Prokurist Herr Franken bis zum Ablauf der Kündigungsfrist im Geschäft tätig sein darf, kann nicht zugestimmt werden.‘ Karl Franken (geb. 1908) konnte vermutlich im Februar 1939 nach Brasilien emigrieren.
Für die jüdischen Angestellten bedeutete der Zwangsverkauf der Firma automatisch den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Im Falle der Firma Gebrüder Feldberg wurde den Beschäftigten sogar eine Abfindung gezahlt, was eher ungewöhnlich war. Der Eintrag im Fernsprechbuch von 1939 (Stand Dezember 1938) lautete bereits auf ‚Eichmeyer & Co. vorm. Gebrüder Feldberg, Spezialgesch. f. Damenmäntel, Kostüme u. Pelze, Hmb 1, Mönckebergstr. 15‘. Die Jahreseinnahmen von Heinrich Eichmeyer (Jg. 1892), der zuvor 15 Jahre Geschäftsleiter der Rudolf Karstadt A. G. in Wandsbek und Lübeck gewesen war, schnellten durch die Übernahme der Firma Gebrüder Feldberg auf das achtfache seines vorherigen Gehalts.“ (…) [1]