Joachim Ritter
(3. April 1903 Geesthacht – 3. August 1974 Münster)
Philosoph
Adresse: Alte Rabenstraße 8 (1933)
Wirkungsstätte: Universität Hamburg, Philosophisches Seminar, Bornplatz 1/3 (heute Joseph-Carlebach-Platz)
Fuhlsbüttler Straße 756, bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Prominentenliste, Grab: AA 28, 180-183
Ritter studierte Philosophie, Deutsch, Geschichte und Theologie in Marburg, Freiburg (Br.) und Hamburg. Anschließend promovierte er im Jahr 1925 bei Ernst Cassirer, der 1933 von der Hamburger Universität entlassen wurde. Zwischen 1925 und 1933 erhielt Ritter ein Stipendium der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, um seine Habilitation zu schreiben und war zudem als Lehrer an einem Hamburger Gymnasium tätig. 1932 habilitierte er sich und lebte danach zunächst als Privatdozent von Lehraufträgen. Am 11.11. 1933 gehörte er zu den Unterzeichnern des „Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalistischen Staat“. 1936 erhielt Ritter ein Dozentenstipendium und trat ein Jahr später der NSDAP bei, unterstützte die NS-Studentenkampfhilfe des NS-Lehrerbunds und die Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV). Angeblich soll Ritter in jüngeren Jahren Kommunist gewesen, dann aber umgekippt sein, „wie ein Zinnsoldat, der er wohl auch gewesen ist“, wie Toni Cassirer 1981 in ihren Memoiren schrieb. (zitiert nach: Rainer Hering: Der unpolitische Professor? In: Eckhart Krause/ Ludwig Huber/ Holger Fischer (Hg.): Hochschulalltag im „Dritten Reich“. Die Hamburger Universität 1933-1945 (Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte, Bd. 3 Teil I), Berlin/ Hamburg 1991, S. 107.) Darüber hinaus beteiligte sich Ritter an der Planung von Wissenschaftslagern und beteiligte sich an einem Lehrgang der NS-Gauführerschule in Hamburg. In seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten zeigte Ritter keine parteipolitische Ausrichtung, anstatt mit Gegenwartsphilosophie beschäftigte er sich mit klassischen Autoren und der Philosophiegeschichte.
Im Januar 1940 wurde Ritter zum Wehrdienst einberufen und an der Ostfront als Soldat eingesetzt. 1941 wurde er in Abwesenheit zum außerordentlichen Professor in Hamburg ernannt. 1943 konnte er einen Ruf an die Universität Kiel kriegsdiensthalber nicht annehmen. Nach Kriegsende erhielt er 1946 einen Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Münster. In den Jahren 1953 bis 1955 war er als Gastprofessor in Istanbul tätig und trat 1968 in den Ruhestand. Ritter wurde im Nachkriegsdeutschland zu einem einflussreichen Vertreter der jüngeren Philosophie.
Text: Katharina Tenti