Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Hermann Okraß Hermann Okrass bzw. Okraß

(27.11.1905 Geestemünde - 20.8.1972 Hamburg)
Journalist, "Gauverlagsleiter"
1933 wohnhaft: Dillstraße 1,
1937-1972 wohnhaft: Hansastraße 12
Adresse: Höltystraße 2 (1933)
Wirkungsstätte: Hamburger Tagblatt, Pressehaus Speersort 1 (heute Helmut-Schmidt-Haus, Sitz: Wochenzeitung Die Zeit)


Okraß hatte die Realschule besucht, war als Kaufmann, Buchhalter und Bankangestellter tätig gewesen. Ab 1928 war Okraß bei der SA aktiv und trat 1929 der NSDAP bei. Mit der Gründung des Hamburger Tageblatt,  der NS-Parteizeitung im Jahr 1931 wurde Okraß dort ohne journalistische Vorbildung als Redakteur tätig. 1934 stieg er zum Chefredakteur auf und wurde sogenannter „Gauverlagsleiter“. Im Jahr 1937 veröffentlichte er die nationalsozialistische Schrift „Hamburg bleibt Rot − Das Ende einer Parole“, die sich mit der nationalsozialistischen Machtübernahme in Hamburg befasst, darin heißt es u.a. „Wir haben eine Pflicht und diese Pflicht heißt Adolf Hitler, und haben eine Aufgabe, die Deutschland heißt.“ (zitiert nach: Christian Sonntag: Medienkarrieren: Biografische Studien über Hamburger Nachkriegsjournalisten 1946 -1949, München 2006, S. 256.)  Zwischen 1940 und 1941 hatte er zudem die Geschäftsführung des Hamburger Tageblatt übernommen. Okraß veröffentlichte am 2. Mai 1945 einen Nachruf auf Adolf Hitler.

Nach Kriegsende wurde Okraß für drei Jahre interniert und in dieser Zeit zu Gleisbauarbeiten am Hamburger Hafen verpflichtet. Das Bielefelder Spruchgericht verurteilte ihn 1948 als politischen Leiter zu einer Geldstrafe von 6000 Reichsmark, wovon ihm 2000 Reichsmark aufgrund seiner bereits verübten Internierungszeit erlassen wurden. Ein Jahr später entlastete die Spruchkammer Okraß und stufte ihn in die Kategorie IV (Mitläufer) ein mit der Auflage, dass er keine publizistische Tätigkeit mehr wahrnehmen dürfe. In späteren Jahren gründete er in Hamburg ein eigenes Pressebüro.

Text: Katharina Tenti

 

Siehe auch sein Profil im Aufsatz "Entnazifizierung - am Beispiel Hamburgs" von Joachim Szodrzynski ab Seite 23ff. www.hamburg.de/ns-dabeigewesene/4433186/entnazifizierung-hamburg
1945-1947 interniert in Neumünster und Eselheide, Febr. bis Ende Okt. 1948 als Gleisarbeiter tätig, später - wieder standesgemäßer - in verschiedenen Presseagenturen, die ihm selbst gehörten bzw. an denen er beteiligt war.