Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Otto Telschow

(27. Februar 1876 Wittenberg - 31. Mai 1945 Dahlenburg)
Polizeiobersekretär, Gauleiter
Moorstraße (Wirkungsstätte)


345 Otto Telschow
Foto: Otto Telschow Arbeitsgruppe an der Uni-Lüneburg

Otto Telschow wurde am 27. Februar 1876 in Wittenberg an der Elbe als ältestes von neun Kindern des Justizbeamten Wilhelm Telschow und seiner Frau Marie Luise geboren. Im Alter von elf Jahren wurde er Zögling der `Königlichen Militär-Knaben-Erziehungsanstalt´ im Schloss Annaburg bei Dessau. Von 1893 – 1901 diente er als Freiwilliger in der preußischen Armee. Danach wechselte er in die Hamburger Polizeiverwaltung. Als Lazarettinspektor erlebte er den Ersten Weltkrieg in Flandern und auf dem Balkan.
1919 kehrte er in die Hamburger Polizeiverwaltung zurück. Im März 1924 wurde der Polizeiobersekretär Otto Telschow im Zuge der Hamburger Polizeiabbau-Verordnung in den Ruhestand versetzt, woraufhin er mit seiner Frau nach Buchholz übersiedelte. Hier übernahm Telschow sehr schnell die Kreisleitung der `Deutsch-Völkischen Freiheitspartei´.
Doch ebenso schnell brach er wieder mit dieser Partei, um alles auf die Karte der NSDAP zu setzen. Seinem Beitritt (Mitgliedsnummer 7075) folgte eine steile Parteikarriere. Nachdem er im Juni 1925 die erste NSDAP-Ortsgruppe in der Nordheide in Buchholz mit 13 Mitgliedern gegründet hatte, wurde er am 16. Juli 1925 zum Führer des Gaues Lüneburg-Stade (ab 1928 Gau Hannover-Ost) ernannt. Im November 1929 zog Telschow für die NSDAP in den Provinziallandtag und am 14. September 1930 in den Deutschen Reichstag ein. Bei den Reichstagswahlen im Juli 1932 erzielte Telschow in Hannover-Ost das zweitbeste Ergebnis aller Reichswahlkreise (NSDAP: 49,5%). Kurz zuvor war die Gauleitung von Buchholz nach Harburg in das Bahnhofshotel in der Moorstraße umgezogen.
Am 11. März 1933 zog er als Gauleiter bei der Machtergreifung der Harburger NSDAP die Strippen. Um die Mittagszeit besetzten Mitglieder der Harburger SA und SS das Rathaus der Stadt und wiesen Oberbürgermeister Walter Dudek mit bewaffneter Gewalt aus seinem Amtszimmer. Zugleich wurden die sozialdemokratischen Senatoren Mohr und Klemm beurlaubt. In den folgenden Monaten nahm er tiefgreifende Veränderungen in der Harburger Stadtverwaltung vor. Insgesamt 452 Mitarbeiter der Stadtverwaltung, vor allem Mitglieder der SPD, der KPD, der RGO sowie viele weibliche Kräfte wurden nach und nach entlassen und z. T. durch sog. alte Kämpfer, vornehmlich arbeitslose SA-Männer, ersetzt. Neuer Oberbürgermeister wurde der Lüneburger Regierungsrat Ludwig Bartels.
Als Harburg-Wilhelmsburg im Zuge des Groß-Hamburg Gesetzes 1937 seine Eigenständigkeit verlor, erklärten die braunen Machthaber Lüneburg zur neuen Hauptstadt des Gaus Hannover-Ost. Hier residierte Telschow bis 1945. Am Ende des Zweiten Weltkriegs versteckte er sich in einem Jagdhaus bei Dahlenburg, bis er von den Engländern am 31. Mai 1945 entdeckt wurde und sich das Leben nahm.
Autor: Klaus Möller