Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Robert Bierich

(21. Januar 1876 Riga - 26. November 1957 Hamburg)
Zellphysiologe
Adresse: Magdalenstraße 55
Wirkungsstätte: Universitätskrankenhaus Eppendorf, Martinistraße 52


Nach seinem Medizinstudium wurde Bierich 1900 in Königsberg promoviert. Er wurde Assistenzarzt u.a. in Kiel und übernahm 1920 die Leitung des Hamburger Krebsinstituts. Nach seiner Habilitierung wurde er 1927 außerplanmäßiger Professor an der Universität Hamburg. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 gehörte er am 11. November 1933 zu den Unterzeichnern des „Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischem Staat“. Die Krebsforschung wurde zu einem der Schwerpunkte nationalsozialistischer Forschungs- und Gesundheitspolitik ausgerufen, u.a. um die Verbesserung der „Volksgesundheit“ voranzutreiben und rassenideologische Geschichtspunkte in den Forschungsbereich mit aufnehmen zu lassen. Zwischen 1937 und 1943 wurde somit Bierichs Institut finanziell gut ausgestattet und erhielt neue Personalstellen. Seit 1937 gehörte Bierich dem NS-Ärztebund an und saß im Reichsausschuss für Krebsbekämpfung. 1942 wurde er Mitglied der NSDAP.
Nach den Luftangriffen im Sommer 1943 wurde das Institut vollständig zerstört und nach Ende des Krieges nicht erneut aufgebaut. In der heutigen Forschung wird Bierichs Krebsforschungsinstitut für die damalige Zeit als führend eingestuft, das sich den Vorgaben des NS-Regimes vermeintlich anpasste aber eigene Forschungsziele verfolgte und von der Förderung durch das NS-Regime profitierte.
Text: Katharina Tenti