Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Paul Mulzer Prof. Dr. Paul Mulzer

(8. Mai 1880 Ludwigsstadt - 5. Februar 1947)
Dermatologe, Hochschullehrer
Adresse: Parkallee 68 (1933), Hellwigstraße 45 (1935), Sanderskoppel 2 (1940)
Wirkungsstätte: Universitätsklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Martinistraße 52


Nach Ende des Ersten Weltkrieges 1918 schloss sich Mulzer einem Freikorps an. 1924 erhielt er einen Ruf für Dermatologie an die Universität Hamburg. Er war Mitglied im „Kampfbund für deutsche Kultur“, einem völkischen und antisemisch ausgerichteten Verein, der 1928 durch Alfred Rosenberg gegründet worden war. Zudem unterstützte er ab 1931 den NS-Ärztebund und ab 1932 die SA. Im Februar 1933 trat Mulzer der NSDAP bei. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten unterzeichnete er das „Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“. Mulzer forschte u.a. zu Pigmentbildungsprozessen im Zusammenhang mit der pseudowissenschaftlichen NS-Rassenkunde. Ab Oktober 1940 gehörte er zum Senat der neu gegründeten Kolonialärztlichen Akademie der NSDAP und forderte öffentlich, Ungarn dürfe kein „Naturschutzpark für Juden“ werden. 1943 denunzierte Mulzer seinen Kollegen den Kinderarzt Rudolf Degkwitz, der seine Gegnerschaft gegen das NS-Regime zum Ausdruck brachte. Nachdem Mulzers ältester Sohn an der Front gestorben war, bemerkte Degwitz, dass dieser Tod umsonst und der Krieg bereits verloren sei. Mulzer zeigte daraufhin seinen Kollegen an. Die Gestapo untersuchte die Wohnung von Degkwitz und, fand Briefe, die gegen Degwitz verwendet wurden. Ihm wurde „Defaitismus“ und „Wehrkraftzersetzung“ vorgeworfen, weswegen er zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Die Universitätsklink setzte sich für ein mildes Urteil aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen ein. Nach Kriegsende bestritt Mulzer Anzeige erstattet zu haben. Er wurde seitens der britischen Militärregierung entlassen, mit der Auflage, keine eigene Arztpraxis zu eröffnen. Text: Katharina Tenti