Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Erwin Schulz

(27. November 1900 Berlin - 11. November 1981 Bremen)
SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei
Adresse: keinen Eintrag
Wirkungsstätte: Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD, Kaiser-Wilhelm-Straße 46


Nach Ende des Ersten Weltkrieges und den folgenden Unruhen schloss sich Schulz irregulären Einheiten an, die gegen Ende 1918 und im Jahr 1919 gegen die Entstehung einer Räterepublik ankämpften. Ab 1921 unterstütze er das „Freikorps Oberland“, eine paramilitärische rechte Gruppierung, aus der die bayerische SA hervorging. Im Herbst 1923 kam Schulz zur Bremer Schutzpolizei, 1926 wurde er zum Leutnant der Schutzpolizei befördert. Er wechselte 1930 zur politischen Polizei und agierte verdeckt als Verbindungsmann zur NSDAP. Nach der Machtübernahme der NSDAP trat Schulz im Mai 1933 offiziell der Partei bei und wurde im November 1933 zum kommissarischer und 1935 zum Leiter der Gestapo in Bremen ernannt. Hier war er für das der Gestapo unterstehende KZ Mißler und das sogenannte Gosselhaus am Buntentorsteinweg in Bremen verantwortlich, die von der Gestapo als Folterstätten für politische Gegner genutzt wurden. Schulz war ebenfalls in der SS und im Sicherheitsdienst (SD), dem Nachrichtendienst der NSDAP beschäftigt.

Ab 1938 wurde Schulz für kurze Zeit zum Aufbau von Gestapostrukturen in verschiedene Orte abgeordnet, nach Graz, Olmütz und 1939 nach Reichenberg ins Sudetenland. Hier übernahm er die Leitung der Gestpo und wurde Inspekteur der Sicherheitspolizei. Von April 1940 bis März 1941 kam er als Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD nach Hamburg und arbeitete u.a. mit Walther Bierkamp zusammen. Im Frühjahr 1941 wurde Schulz als Gruppenleiter in das Reichssicherheitshauptamt nach Berlin versetzt, war dort für Schulungen zuständig und leitete die Führerschule der Sipo und des SD in Berlin-Charlottenburg. Von Juni bis September 1941 führte er das Einsatzkommando 5a an, das für Morde in Lemberg, Dubno, Shitomir und Berditschew verantwortlich wurde. „Ich gab Befehl, dass die Exekutionen mit Ernst und würdiger Haltung durchzuführen seien“. berichtete Schulz 1947 in den Nürnberger Prozessen. (zitiert nach Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, 3. Aufl., Frankfurt a.M. 2011, S. 568.) Im November 1941 wurde er zum SS-Oberführer befördert, später zum SS-Brigadeführer.

Im Nürnberger Einsatzgruppen-Prozess 1947 wurde Schulz wegen Exekutionen in Lemberg zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, 1951 wurde das Strafmaß auf 15 Jahren herabgesetzt. Der Bremer Senat, namentlich Wilhelm Kaisen (Bürgermeister), Adolf Ehlers (Senator für Inneres) sowie der ehemalige Gestapo Schutzhäftling Alfred Faust (Regierungssprecher) setzten sich dafür ein, dass Schulz begnadigt werden sollte. 1954 erfolgte Schulz frühzeitige Entlassung auf Bewährung. Bis 1981 lebte er in Bremen.

Text: Katharina Tenti