Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Willi Tessmann

(15. Januar 1908 Hamburg - 29. Januar 1948 Hameln)
Kommandant des Polizeigefängnis Fuhlsbüttel
Adresse: Tangstedter Landstraße 227 (1943)
Wirkungsstätte: Polizeigefängnis Fuhlsbüttel, Suhrenkamp


Willi Tessmann war Gärtner und trat 1932 sowohl in die NSDAP als auch in die SS ein. Nach kurzer Arbeitslosigkeit fand er 1934 eine neue Anstellung bei der Hamburger Polizei, die ihn als Wachmann im KZ Fuhlsbüttel einsetzte. 1937 wurde Tesmann versetzt und Fernschreiber für die Geheime Staatspolizei in Hamburg. Ab 1938 war er für diese in Berlin tätig. 1940 kam Tessmann erneut in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel zurück, wie es seit 1936 hieß. Nachdem er sich dort bewährt hatte, wurde er stellvertretender Kommandant, der eng mit Rode zusammen arbeitete, bis er im November 1943 Kommandant des Gefängnisses wurde. Tessmann hat Gefangene in Isolationshaft gebracht, Geständnisse unter Folter erzwungen und Misshandlungen vorgenommen. Mehrere Gefangene begingen aufgrund von Einzelhaft und Folter Suizid. Kurz vor Ende des Krieges ließ Tessmann am 15. April 1945 das Gefängnis Fuhlsbüttel räumen und schickte die entkräfteten Häftlinge zu Fuß in das Arbeitserziehungslager Nordmark nach Kiel. Er hatte den Befehl gegeben, Flüchtende oder zu schwache Häftlinge zu erschießen. Zudem wurden 71 Häftlinge, die im Widerstand aktiv gewesen waren in das KZ Neuengamme gebracht und auf Befehl des Höheren SS- und Polizeiführers Graf Bassewitz-Behr ermordet.

Tessmann verließ Hamburg und schloss sich der Wehrmacht an. Nach Kriegsende war er als Landwirtschaftsgehilfe bei Heide tätig und wurde als angeblicher ehemaliger Wehrmachtssoldat nicht weiter von den britischen Militärbehörden behelligt. Später lebte er wieder mit seiner Familie in Hamburg-Langenhorn. Er wurde von einer Nachbarin angezeigt und daraufhin durch die britischen Militärpolizei verhaftet Gemeinsam mit anderen Wachmännern wurde Tessman in zwei Curiohaus-Prozessen zu den Verbrechen im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel angeklagt. Zunächst wurde er am 6. August 1947 zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 24. September 1947 wurde er wegen Misshandlungen, Exekutionen sowie für den Befehl zum Todesmarsch zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung erfolgte am 29. Januar 1948 im Gefängnis in Hameln.

Text: Katharina Tenti

Verweis: siehe auch die Opferbiografie von Elisabeth Lange unter www.stolpersteine-hamburg.de