Kampnagel AG Maschinenfabrik (vormals Nagel & Kaemp)

Barmbeckerstraße 4-10
Direktoren Max Mörck, Heinrich Lange u. W. Wetcke

Firmenlager für Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangenenlager
Poßmoorweg 46 (Lager Kampnagel)

Lager mit 10 Baracken, darunter auch bewachte Kriegsgefangenen-Baracken, Belegung mit 699 Personen (davon 219 französische Kriegsgefangene). Das Lager bestand von Juni 1943 bis 1945
In diesem Lager waren auch Kinder untergebracht.

Alexander Majorow kam am 12.3.1945 in Hamburg zur Welt. Seine Eltern, Olga Majorowa, geb. am 25.12.1923 in Migelow, und Wiktor Majorow, stammten aus Russland. Aus ihrer Heimat verschleppt, mussten sie in Hamburg-Winterhude für die Maschinenfabrik Kampnagel AG Zwangsarbeit leisten. Sie waren im Lager Possmoorweg 46 untergebracht. Olga Majorowa war zu dieser Zeit schwanger.

Einen Tag vor der Geburt ihres Kindes wurde sie in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. Zehn Tage nach der Entbindung kam sie mit ihrem Sohn Alexander am 21. März 1945 zurück in das Lager Possmoorweg.

Fünf Tage später wurden beide im Allgemeinen Krankenhaus Langenhorn aufgenommen: Olga Majorowa mit der Diagnose „Mastitis“ (Brustentzündung) und Alexander als „Begleitkind“. Nach zwei Wochen Aufenthalt verstarb Alexander dort am 8. April 1945 um 6:00 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache „Ernährungsstörung“ und als unterzeichnender Arzt Linkon (richtig Linkow)* angegeben.

Text: Margot Löhr

Quellen:
Standesamt Hamburg-Uhlenhorst, Geburtsregister 1945; StaH 131-1 II, 517, Listen der in Hamburg während des Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Ausländer. Band 2: Sowjetbürger, Polen, Niederländer und Belgier, S. 83; StaH 131-1 II, 519 Listen der von 1940 in Hamburger Krankenhäusern behandelten Ausländer, nach Nationalitäten geordnet, S. 254; StaH 332-5 Standesämter, Sterberegister 9963 u. 772/1945 Alexander Majorow; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64403 u. 772/1945 Alexander Majorow; StaH 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn, 184 Band 2, S.156; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau 2.1.2.1 / 70646054; www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 17.2.2016.
*StaH 221-11, Entnazifizierungsakte Ed 16775, Dr. med. Lubomir Linkow, geb. 28.07.1911 Sofia/Bulgarien,1947 wohnhaft Wellingsbütteler Landstraße 163.
Nach seinem medizinischem Staatsexamen 1937 in Sofia und der Ausbildung zum Assistenzarzt der Chirugie, kam Dr. med. Lubomir Linkow 1942 in die Universitätsklinik Eppendorf. 1945 wurde er in die Ausländerbaracken des Allgemeinen Krankenhauses Langenhorn verlegt. Nach Kriegsende praktizierte er als Chirurg in seiner Privatpraxis in der Ludolfstraße 44. Am 1.8.1950 kehrte er nach Bulgarien zurück. Er gehörte keiner Nationalsozialistischen Organisation an und fiel in die Kategorie der Unbelasteten.