Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Hanseatische Jute-Erzeugnisse G.m.b.H., Sackfabrik

(seit 1952 Eichtal Kurt A. Uebel (GmbH & Co) KG)
Zwangsarbeiter*innenlager
Volksdorfer Straße 169/171 (heute Walddörferstraße)


Kurt Albert Uebel (29.12.1899 Bad Brambach/Vgtl. – 30.4.1970 Hamburg) führte seit 1941 die Sackfabrik. Er war seit 1935 Mitglied der NSDAP, ab 1938 Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV).
Von der Entnazifizierungskommission als Geschäftsinhaber 1946 aus der Firma entlassen, wurde 1947 seiner Berufung stattgegeben. Durch Zeugenaussagen entlastet, wurde er in Kategorie V eingestuft.  

Im Zwangsarbeitslager kam am 31-5-1944 Wladislaw Kolomicz zur Welt. Seine Mutter Anna Kolomicz, geb. am 1.8.1923 in Poltawa, war ledig. Aus ihrer Heimat Russland verschleppt, musste sie in Hamburg-Wandsbek für die Hanseatische Jute-Erzeugnisse G.m.b.H., Sackfabrik, Volksdorfer Straße 169/171 (heute Walddörferstraße) Zwangsarbeit leisten. Sie war im Lager Volksdorfer Straße 169 untergebracht und in dieser Zeit schwanger.
Einen Tag vor der Geburt ihres Kindes wurde die damals 20-jährige Anna Kolomicz in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. Neun Tage nach der Entbindung kam sie mit ihrem Sohn Wladislaw am 8. Juni 1944 zurück in die Volksdorfer Straße 169. Dort musste Wladislaw die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.

Am 24. August 1944 wurde er im Allgemeinen Krankenhaus Langenhorn mit der Diagnose „Lebensschwäche“ aufgenommen. Nach vier Tagen verstarb er dort am 28. August 1944 um 11:00 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache „Pädatrophie“ (Auszehrung - schwerster Grad der Ernährungsstörung) und als unterzeichnender Arzt Blumenthal angegeben.

Text: Margot Löhr