Deutsche Werft AG
Firmenlager für Zwangsarbeiter*innen
„Ostarbeiterlager“ Rüschkanal
Zwangsarbeitslager auf dem Betriebsgelände mit eigener Küche und 762 nachgewiesenen sowjetischen Zwangsarbeiter*innen. Das Lager bestand im Juni 1944 und im November 1944.
Zwangsarbeiterinnen mit Kindern: 1 Kind kam im Lager Rüschkanal zur Welt.
4 Kinder kamen in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, zur Welt.
1 Kind kam im Allgemeinen Krankenhaus Alsterdorf zur Welt.
1 Kind war in Hamburg-Moorburg/Altenwerder auf dem Hof von Bauer Wilhelm Beckedorf, Elbdeich 192, zur Welt gekommen.
Einige Beispiele:
Leonid Asarenko kam am 25.9.1944 in Hamburg zur Welt. Seine Eltern, Marfa Asarenko, geb. Ladunka, geb. 1908 in Pawlowka, und K. Asarenko, geb. am 10.10.1910 in Kuwerowska / Charkow, waren griechisch-orthodoxen Glaubens. Mit ihren in Kirtschowka geborenen Kindern, Luba, geb. am 5.6.1937, und Nina, geb. am 12.7.1939, aus ihrer Heimat Charkow/Ukraine verschleppt, mussten sie in Hamburg-Finkenwärder für die Deutsche Werft AG Zwangsarbeit leisten. Sie waren im „Ostarbeiterlager“ Rüschkanal untergebracht. Marfa, geb. Ladunka, wurde dort als „Kindergärtnerin“ eingesetzt und in dieser Zeit schwanger.
Am 25. September 1944 brachte sie ihren Sohn Leonid in diesem Lager um 22:30 Uhr mit Hilfe der Hebamme Charlotte Preukszas, geb. Linde, Hamburg-Finkenwärder, zur Welt. Sein Vater ist nicht im Geburtsregister verzeichnet. Im Lager Rüschkanal musste Leonid die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.
Am 29. März 1945 um 16:30 Uhr verstarb Leonid im Universitätskrankenhaus Eppendorf. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache „Bronchopneumonie“ (Lungenentzündung) und als unterzeichnender Arzt Kirchmair* angegeben. Zu dieser Zeit war seine Adresse bei seiner Mutter im „Ostarbeiterlager Finksweg“ angegeben. 1)
Nikolaus Kassjura kam am 27.4.1943 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Charitina Kassura, geb. Petschariza, geb. am 20.8.1920 in Mortreno/Poltawa, war laut Ausländermeldekartei verheiratet und vermutlich russisch-orthodoxen Glaubens, registriert als „orthodox“. Name und Schicksal ihres Ehemannes sind nicht bekannt. Aus ihrer Heimat Russland verschleppt, musste sie zunächst im Hanseatischen Kettenwerk in Hamburg-Langenhorn Zwangsarbeit leisten. Sie war im Lager „Ochsenzoll“ untergebracht und in dieser Zeit schwanger.
Einen Tag vor der Geburt ihres Kindes wurde Charitina Kassura in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. Neun Tage nach der Entbindung kam sie mit ihrem Sohn Nikolaus am 6. Mai 1943 zurück in das Lager des Hanseatischen Kettenwerks. Danach erfolgte für Charitina Kassjura die Verlegung nach Hamburg-Finkenwärder in das Lager Rüschkanal zur Zwangsarbeit für die Deutsche Werft AG. Dort musste Nikolaus die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.
Am 15. Dezember 1944 wurde er im Allgemeinen Krankenhaus Langenhorn mit der Diagnose „Enteritis“ (Darmentzündung) aufgenommen. Zwei Tage später verstarb er dort am 17. Dezember 1944 um 10:00 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache „Entero Colitis“ (Entzündung der Schleimhäute von Dünn- und Dickdarm) und als unterzeichnender Arzt Blumenthal angegeben. 2)
Maja Wolewik kam am 27.2.1943 in Hamburg zur Welt. Ihre Mutter Wera Wolewik, geb. am 18.9.1925, war ledig und vermutlich russisch-orthodoxen Glaubens, registriert als „orthodox“. Aus ihrer Heimat Russland verschleppt, musste sie zunächst in Hamburg-Langenhorn im Hanseatischen Kettenwerk Zwangsarbeit leisten. Sie war im Lager Tannenkoppel untergebracht und in dieser Zeit schwanger.
Am 27. Februar 1943 brachte sie ihre Tochter Maja im Allgemeinen Krankenhaus Alsterdorf zur Welt. Nach dem Wochenbett kam sie mit ihr zurück in das „Ostarbeiterlager“ Tannenkoppel. Danach erfolgte ihre Verlegung nach Hamburg-Finkenwärder in das „Ostarbeiterlager“ Rüschkanal zur Zwangsarbeit für die Deutsche Werft AG. Dort musste Maja die kurze Zeit ihres Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für sie völlig unzureichend.
Sie verstarb am 19. Dezember 1944 um 0:30 Uhr im Lager Rüschkanal. Im Sterberegister ist als Todesursache „Herzschwäche, Masern“ angegeben. Die Hebamme Charlotte Preukszas, geb. Linde, wohnhaft Hamburg-Finkenwerder, zeigte den Sterbefall mündlich an. 3)
Text: Margot Löhr