Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Gustav Sundermann, Baumschulen und Gärtnerei

(11. Juni 1896 Hamburg – 12. Oktober 1956 Hamburg)


Auf dem Gelände des ehemaligen Vollhofs Nr. 2 in Niendorf war 1866 das Parkhotel errichtet worden. Gustav Sundermann erwarb das Gebäude mit Grundstück in einer Zwangsversteigerung 1937 und verlegte seinen Gartenbaubetrieb und seinen Wohnsitz dorthin an die damalige Hauptstraße. Der Tanzsaal wurde zum Überwinterungshaus für Palmen umgebaut. Nach dem Krieg, Weihnachten 1949, wurde dort in einem Vorbau ein Kino, die Palmengarten-Lichtspiele“, mit 550 Plätzen eröffnet. Im Jahre 1963 erfolgte dann die Schließung der Lichtspiele.

Hauptstraße 13 (heute Tibarg)

Firmenlager für Zwangsarbeiter*innen

Lager mit eigener Küche, 93 Zwangsarbeiter*innen nachgewiesen. Das Lager bestand im Oktober 1944.

1 Kind kam in der Heimat seiner Mutter zur Welt.

1 Kind aus dem Lager verstarb im Hafenkrankenhaus.

Weitere Lager von Sundermann:

Niendorf – Lager Fuhlsbütteler Weg

Drei Baracken auf dem Gelände des Gartenbaubetriebes für ca. 100 Arbeiter. Das Lager bestand von  Juli 1941 bis August 1944.

Ohlsdorf ­– Lager Wasserkamp

Lager mit eigener Küche für 17 sowjetische Männer, 33 Frauen und 13 Kinder. Auch die Kinder mussten arbeiten. Neun Männer, 22 Frauen und die Kinder wurden im September 1944 in der Gärtnerei eingesetzt. Innerhalb von zwei Monaten wurden insgesamt zwanzig Fälle von Krankheit, Verlegung oder Tod verzeichnet.

Das Lager bestand im März /Oktober 1944.

 

Petro Hawreschko kam am 11.10. 1943 in Schyschkiwci/Krs. Brody zur Welt.

Seine Eltern, Pawlina Hawreschko, geb. am 9.12.1919 in Brody/Bezirk Buczacz, und Stefan Hawreschko, geb. am 5.9.1897, waren griechisch-orthodoxen Glaubens. Aus ihrer Heimat Schyschkiwici / Ukraine zusammen mit Petro und seiner ebenfalls dort geborenen älteren Schwester Julia, geb. am 7.3.1938, verschleppt, mussten seine Eltern in Hamburg-Niendorf für die Gartenbaufirma Gustav Sundermann in den Baumschulen und der Gärtnerei Zwangsarbeit leisten. Sie waren im Lager Niendorf, Hauptstraße 13, untergebracht. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren dort für Petro völlig unzureichend.

Am 12. Juli 1944 verstarb er im Hafenkrankenhaus um 17:30 Uhr. Im Sterberegister ist als Todesursache „Hydrocephalus Zustand nach Balkenstich“ (Wasserkopf, Zustand nach operativem Durchstechen des Balkens im Gehirn zur Schaffung einer Passage für die Gehirnflüssigkeit) angegeben.

Petro wurde 9 Monate und 1 Tag alt.

Der Ort seiner Beisetzung ist nicht bekannt.

 Am 14. November 1944 wurden seine Eltern mit seiner Schwester nach Hamburg-Rissen in die Baracke Kiesgrube, Rissenerlandstraße, verlegt. Seine siebenjährige Schwester Julia hat vermutlich das Kriegsende mit ihren Eltern überlebt, ihr Schicksal ist bisher nicht bekannt.

Text: Margot Löhr