Gemeinschaftslager: Eyring & Scheelke; Menck & Hambrock GmbH; Norddeutsche Leichtmetall- und Kolbenwerke GmbH Eyring & Scheelke, Eisengießerei; Menck & Hambrock GmbH, Maschinenfabrik; Norddeutsche Leichtmetall- und Kolbenwerke GmbH (Noleiko)
Gemeinschaftslager von oben aufgeführten Betrieben, die dort Zwangsarbeiter*innen untergebracht hatten
Schnackenburgallee 177-179
„Lager Russmann“
Von Zivilpersonen bewachtes Lager im stillgelegten Butella-Werk mit ca. 350 sowjetischen Zwangsarbeiter*innen. Das Lager bestand von Juli 1942 bis April 1945.
1 Kind kam in der Universitätsklinik Eppendorf zur Welt.
3 Schwangerschaftsunterbrechungen wurden bei Zwangsarbeiterinnen aus dem Lager Schnackenburgsallee in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, vorgenommen.
1 Kind verstarb in der Universitätsklinik Eppendorf.
Der Knabe mit dem Nachnamen Podolitsch kam am 1.5. 1945 in Hamburg zur Welt. Er erhielt keinen Vornamen.
Seine Eltern, Anna, geb. Antonenko, geb. am 11.12.1923 in Petrowka/Charkow, und Feofan Podolitsch, stammten aus der Ukraine. Aus ihrer Heimat verschleppt, kamen sie nach Hamburg-Eidelstedt und wurden als „Ostarbeiter“ im „Lager Russmann“, dem ehemaligen Buttella Werk, in der Schnackenburgallee 177/179 untergebracht. Demnach mussten sie entweder für die Norddeutsche Leichtmetall- und Kolbenwerke GmbH (Noleiko), die Eyring & Scheelke, Eisengießerei oder die Menck & Hambrock GmbH, Maschinenfabrik, Zwangsarbeit leisten. In dieser Zeit war Anna Podolisch schwanger.
Einen Tag vor der Geburt ihres Kindes wurde sie im Universitätskrankenhaus Eppendorf aufgenommen. Sie brachte in einer Spontangeburt am 1. Mai 1945 um 1:50 Uhr einen „reifen Knaben“ zur Welt. Er war 50 cm groß und 3000 Gramm schwer. Während des siebentägigen Wochenbettes in „P 26“ (Pavillon 26) litt Anna Podolisch einige Tage unter Fieber, an einem Tag waren es 40 Grad.
Fünf Tage später, Hamburg hatte bereits kapituliert und war an die britische Armee übergeben worden, verstarb ihr neugeborener Knabe dort im Krankenhaus am 6. Mai 1945 um 3:00 Uhr. In der Todesanzeige des Universitätskrankenhauses ist als Todesursache „Skleroedem“ (Schwellung und Verhärtung der Haut infolge schwerster Ernährungsstörungen, Lebensschwäche und Unterkühlung) und als unterzeichnender Arzt Debes angegeben.
Der Knabe Podolitsch wurde 5 Tage alt.
Zwei Tage nach seinem Tod, am Tag des Kriegsendes, wurde Anna Podolisch am 8. Mai 1945 aus dem Krankenhaus in die Freiheit entlassen.
Text: Margot Löhr