Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Wollgarnfabrik Tittel & Krüger Wollgarnfabrik Tittel & Krüger und Sternwollspinnerei AG, seit 1932

Zwangsarbeiter*innenlager und Kriegsgefangenenlager
Brahmsallee 75 (heute: Griegstraße 75)


Gegründet wurde das Unternehmen 1651 als „Paapsche Strumpffabrik“, 1822 von Fabrikant Johann Karl Semper (1796 – 1881), Inh. einer Wollspinnerei und Färberei, übernommen und seit 1897 auf dem Gelände in Bahrenfeld geführt. Seine Söhne Johann Georg Semper (1837-1909) und Otto Johann Semper (bis 1890) führten die Firma weiter, 1920 als „NW&K, Sternwollspinnerei Bahrenfeld“.

1931/32 erfolgte ein Zusammenschluss mit anderen Firmen zur „Wollgarnfabrik Tittel & Krüger und Sternwoll-Spinnerei AG“, die Wollerzeugnisse produzierte; 1939 wurde das Unternehmen als „Wollgarnfabrik Tittel & Krüger“ in einen Wehrmachtsbetrieb umgewandelt und stellte Munition für die Rüstungsindustrie her, in einer Dreherei wurden Granaten für die Artillerie gefertigt.

Das Unternehmen verfügte über ein Firmenlager für Zwangsarbeiter*innen und über ein Kriegsgefangenenlager in der Brahmsstraße 75 (heute Griegstraße 75).

Nach den Lagerplänen des Architekten Gutschow war das Lager vorgesehen für 120 „ausländische Arbeiterinnen“ mit zwei Unterkunftsbaracken, einer Waschbaracke sowie einer Abortbaracke.

Das Lager bestand ab 2/1943.

Laut Angabe der Firma im Februar 1948 befand sich das Lagergebäude auf dem Werksgelände. Nachts gab es eine bewaffnete und tagsüber eine unbewaffnete Überwachung.

Im Lager befanden sich 128 weibliche und 96 männliche „Fremdarbeiter“, davon 85 % „Ostarbeiter“ und 15% Italiener. Es gab eine eigene Küche. Geweckt wurde eine  ¾ Std. vor Arbeitsbeginn um 5:15 Uhr, die Arbeitszeit betrug 10 Stunden. Die Zwangsarbeiterinnen wurden „geschlossen und bewacht der Arbeit zugeführt“.

Im Lager wohnte die Lagerführerin Franziska Seelhorst, geb. Csillag.

Nach der Zeitzeugenaussage (2004) von Wiktor Wassiljewitsch Kiba, geb.1933 in Lutansk/Ukraine, lebten im Lager auch Familien. Seine Eltern mit 4 Kindern waren in einer Fabrikhalle der Sternwoll-Spinnerei untergebracht, er musste dort als 10-jähriger rostige Nägel und Eisenstangen mit der Drahtbürste bearbeiten.

Text: Margot Löhr