Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Walter Heitmann

(9.3.1904 Hamburg -22.4.1990 Delingsdorf b. Hamburg)
Trabrennfahrer.
Walter-Heitmann-Straße, Farmsen-Berne, benannt 1996.


Walter-Heitmann-Straße, Farmsen-Berne, benannt 1996:

Schon Walter Heitmanns Großvater Hermann Heitmann war mit seinen Pferden auf jedem Volksrenntag in Stove an der Oberelbe vertreten. Dabei handelte es sich um ein Bauernrennen, bei dem alle Pferdehalter der Umgebung mit ihren Tieren an den Start konnten. Walter Heitmanns Vater Hinrich baute diesen Sport dann noch weiter richtig aus. 1889 kaufte er einen Bauernhof am Altengammer Elbdeich und gründete das Gestüt Altengamme. Dort züchtete er Traber und betätigte sich als erfolgreicher Trabrennfahrer und Trabertrainer.

Sein Sohn Walter musste zunächst eine landwirtschaftliche Ausbildung absolvieren. Mit 18 Jahren durfte er dann erstmals selbst an einem Trabrennen teilnehmen, im Jahr darauf, 1923, gewann er auf der Trabrennbahn in Bahrenfeld seinen ersten Wettkampf. Im Laufe seines Lebens betätigte er sich er zugleich als Trainer und Fahrer von Trabern sowie als Züchter und Importeur von Trabern und Vollblutpferden. Mit der Zucht begann er um 1934 auf dem Gestüt Lasbek bei Bad Oldesloe. Es gehörte damals Friedrich Bölck, dem Vater von Walter Heitmanns erster Frau Wilhelmine, genannt Mimi. Auch während des Zweiten Weltkriegs blieb Walter Heitmann aktiv und gewann in Hamburg mehrere Rennen. 1941 trat er der NSDAP bei. (Bundesarch: BArch R 9361-IX KARTEI/ 14180796)

Nach der Scheidung von seiner Frau Mimi verlegte Walter Heitmann seine Zucht kurzzeitig auf das Gut Haidhöhe bei Harburg. Mimi Heitmann führte das Gestüt Lasbek allein weiter.

Walter Heitmann hatte mit seiner ersten und mit der zweiten Frau Kinder.

Auf Gut Haidhöhe beschäftigten Walter Heitmann und seine zweite Frau ab dem 1. Juni 1943 das polnische Paar Polina Minkina und Ivan Woschtschenko als Zwangsarbeiter. Minkina brachte am 20. Juni 1944 in Haidhöhe eine Tochter zur Welt, Maria. Diese besuchte das Gut im Jahr 2009 und erzählte: „Meiner Mutter hat immer gut von ,Gut Haidhöhe' gesprochen. Niemand hat sie beleidigt, die Leute sind sehr gut mit ihr umgegangen. Die Frau des Gutsverwalters hat ihr Kleidung geschenkt, Medikamente. Und eine Kindermatratze und einen Kinderwagen. Den hat meine Mutter 1946 mit in die Heimat genommen.“ Anschließend besuchte sie das Grab Walter Heitmanns.

1949 erwarb Walter Heitmann bei Delingsdorf das Gestüt Buchenhof und siedelte 1953 zusammen mit seiner zweiten Frau dorthin um. Im selben Jahr gewann er den Prix d'Amerique, das größte Trabrennen Europas. 1964 erhielt er den Auftrag des Tchibo-Gründers Max Herz, in den USA neun Traber für insgesamt 740.000 Mark zu ersteigern. Mit diesen begründete Herz seine Traberzucht auf Gut Lasbek, wo Heitmann einst selbst als Züchter tätig gewesen war.

1981 siegte Walter Heitmann als 77-jähriger in seinem letzten großen Rennen. 1990 starb er im Alter von 86 Jahren in Delingsdorf.

Text: Frauke Steinhäuser