Johanna Dunkel
(7. Dezember 1892 Altena/ Westfalen – 1953 Hamburg)
Oberinspektorin
Adresse: Holtkamp 17 (1933), Mörikestraße 17 (1943)
Wirkungsstätte: Fürsorgebehörde, Rentzelstraße 68/72 (1934) Steinstraße 10 (1936), Sozialverwaltung Ernst-Merck-Straße 9 (Bieberhaus) (1939)
Nach dem Besuch des Lehrerinnenseminars in Frankfurt am Main war Johanna Dunkel für einige Jahre in diesem Beruf tätig, bevor sie 1917 nach Hamburg kam. Dort ließ sie sich für die soziale Arbeit am Sozialpädagogischen Institut ausbilden. 1921 trat sie in den Dienst der Hamburger Gesundheits- und Sozialbehörde ein. Im Mai 1933 wurde sie Oberinspektorin und übernahm die Leitung der „Geschäftsstelle für Familienfürsorge“ von der aus politischen Gründen entlassenden Regierungsrätin Hermine Albers. (Nach ihr wurde in Hamburg eine Straße benannt). Dunkel galt als fachlich kompetent, arbeitseifrig und übernahm die NS-rassenhygienischen Kategorien für ihre Arbeit, d. h. sie war durch „fürsorgerische Gutachten“ an Kontrolle und Selektion von „Gemeinschaftsfremden“ beteiligt, die nicht in die gesunde „Volksgemeinschaft“ passten. Diese wurden zwangssterilisiert, in Aufbewahrungsheime abgeschoben, deportiert und ermordet.
Dunkel war Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), im Reichsbund des Deutschen Beamten und im Reichsluftschutzbund. Neben ihrer Tätigkeit war sie als Lehrkraft am Sozialpädagogischen Institut tätig. 1937 trat sie der NSDAP bei. Weitere Beförderungsgesuche wurden abgelehnt und die Posten mit Männern besetzt.
Bis in die Nachkriegszeit, bis 1953, blieb sie in der Sozialbehörde tätig. Wie Barbara Dünkel urteilt, scheint der berufliche Lebenslauf von Dunkel typisch für Frauen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der sozialen Arbeit und im Staatsdienst tätig waren. Weibliche soziale Arbeit war in dieser Zeit staatstragend, loyal und oft angepasst und unkritisch. „Der Nationalsozialismus traf durch die Betonung der Differenz der Geschlechter mit seiner Ideologie im Bereich der sozialen Arbeit von Frauen auf breiten Boden. Die partielle Übereinstimmung bürgerlicher Ideale mit der NS-Ideologie führte bei den Fürsorgerinnen zur kritiklosen Anpassung.“ (Barbara Dünkel: Frauen in der sozialen Arbeit in Hamburg zwischen 1929 und 1945, in: Barbara Dünkel, Verena Fesel(Hrsg.): Wohlfahrtspflege – Volkspflege – Fürsorge, Münster 2001, S. 24.)
Text: Katharina Tenti